Berlin, 04. Feb (Reuters) - Die Bundesregierung geht den nächsten Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines viele Milliarden Euro teuren deutsch-französischen Kampfjets. Die Haushälter des Bundestags sollen am Mittwoch kommender Woche die Freigabe von 77,5 Millionen Euro für den Einstieg in die Entwicklung von Demonstratoren für den Waffenverband aus Flugzeug und Drohnen genehmigen, wie aus einer vertraulichen Vorlage des Bundesfinanzministeriums hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag. Frankreich steuert demnach Gelder in gleicher Höhe bei, die 2020 und 2021 abfließen sollen. Bei den Arbeiten gehe es unter anderem um das Design des Jets sowie der zugehörigen Drohnen und die Antriebssysteme. Der Vertrag soll mit den Hauptauftragnehmern in Frankreich und Deutschland, Dassault AVMD.PA und Airbus AIR.PA AIRG.DE , abgeschlossen werden. Teile der Arbeiten sollten auch von Safran SAF.PA , MTU MTXGn.DE , Thales TCFP.PA und MBDA Frankreich LDOF.MI BAES.L übernommen werden.
Die Einbeziehung Spaniens sei ab dem dritten Quartal 2020 vorgesehen, heißt es in der Vorlage. Zuvor seien allerdings noch Verhandlungen nötig. Ab 2021 sei der Beginn der Demonstrationsphase geplant, bis 2027 solle ein finales Systemkonzept vorliegen. Die Entwicklungsphase solle 2030 starten, bis dahin dürften nach französischen Schätzungen acht Milliarden Euro in das Vorhaben fließen. Der weitere Finanzbedarf sei wegen zahlreicher unbekannter Faktoren - unter anderem der Zahl zusätzlicher Partner - noch nicht abschätzbar.
Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums werde Deutschland die gleichen Rechte am geistigen Eigentum sowohl des Jets als auch des ebenfalls geplanten deutsch-französischen Kampfpanzers erhalten. Auch die aktuellen Arbeitspakete seien hälftig auf Deutschland und Frankreich verteilt, wie es der deutsche Haushaltsausschuss im vergangenen Jahr zur Bedingung gemacht hatte. Ein vollständiges Konzept zur Aufteilung der deutschen Arbeitspakete auf einzelne deutsche Rüstungskonzerne könne indes frühestens Mitte 2020 vorgestellt werden.
Deutschland und Frankreich wollen sowohl einen neuen Kampfjet als auch einen neuen Kampfpanzer entwickeln, streiten aber seit langem über die Aufteilung der Arbeitsanteile für die beiden auf ein Gesamtvolumen von über 100 Milliarden Euro geschätzten Großprojekte. Beim Jet, der Schätzungen zufolge etwa 90 Prozent der Gelder verschlingen dürfte, hat Frankreich mit Dassault die Federführung, aber auch Airbus soll hier maßgeblich profitieren. Die Triebwerke sollen Safran und MTU entwickeln. Beim Kampfpanzer übernimmt Deutschland die Führung. Der neue Kampfjet, dessen Entwicklung Deutschland und Frankreich 2017 grundsätzlich beschlossen hatten, soll ab 2040 einsatzbereit sein und den Eurofighter und die Rafale ablösen. (Reporterin Sabine Siebold; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030/2888-5168 oder 069/7565-1236.)