von Dhirendra Tripathi
Investing.com - Die Chevron-Aktie (NYSE:CVX) hat am Dienstag im US-Frühhandel um 0,2% zugelegt, nachdem der Öl- und Gaskonzern in einer mit Spannung erwarteten Unternehmenspräsentation keine konkreten Ziele für die Reduzierung der CO2-Emissionen genannt hat.
Damit trotzte das zweitgrößte Öl- und Gasunternehmen der USA dem Druck der Aktionäre, die sich im Mai für ein solches Ziel ausgesprochen hatten.
Chevron will bis zum Jahr 2050 seine Emissionen aus dem operativen Geschäft auf Null reduzieren. Außerdem soll die CO2-Intensität über den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte bis 2028 im Vergleich zu 2016 um 5 % zurückgehen. Letztgenanntes Ziel für die sogenannten Scope-3-Emissionen macht den Großteil der Verschmutzung durch fossile Brennstoffe aus.
Chevron hat sich vorgenommen, bis 2028 8 Milliarden Dollar in kohlenstoffarme Aktivitäten und 2 Milliarden Dollar in Projekte zur Kohlenstoffreduzierung zu investieren. Es hat bereits Pläne für mehr Investitionen in grüne Technologien wie erneuerbare Energien, CO2-Sequestrierung und Wasserstoff angekündigt. Berichte deuten darauf hin, dass der aktivistische ESG-Investor Enginge No. 1, der sich Vorstandssitze bei Exxon Mobil (NYSE:XOM) gesichert hat, eine ähnliche Kampagne bei Chevron plant.
Diese Entwicklungen machen einmal mehr die Unterschiede in der Governance und den Prioritäten zwischen amerikanischen und europäischen Energieunternehmen deutlich, die gegenüber dem Druck von Umweltaktivisten anfälliger sind.
Im vergangenen Monat schloss Shell (LON:RDSa) einen Deal mit ConocoPhillips (NYSE:COP) über den Verkauf seiner Anlagen im Permischen Becken für 9,5 Milliarden US-Dollar ab, um sich auf kohlenstoffärmere Geschäfte zu konzentrieren. Shell verkündete außerdem Pläne, in den Niederlanden eine der größten Biokraftstoffanlagen Europas zu bauen, die eine Jahreskapazität von 820.000 Tonnen haben soll.
Bloomberg zitierte die niederländischen Aktivisten, die den Investorenvorschlag eingereicht hatten, mit den Worten, Chevrons neues Ziel sei ein "enttäuschender Tokenismus". Anstatt die Scope-3-Intensität um 5 % zu reduzieren, sollten die absoluten Emissionen bis 2030 um 40 % gesenkt werden, um eine Chance zu haben, das Pariser Abkommen von 2016 umzusetzen, sagte die Gruppe laut Bloomberg.