Frankfurt (Reuters) - Auch zum Monatsende haben Anleger deutsche Aktien nur mit spitzen Fingern angefasst.
Der Dax lag am Montagnachmittag bei 12.200 Punkten 0,3 Prozent höher, dürfte den Juli aber mit einem Abschlag von rund einem Prozent beenden. Der EuroStoxx50 stieg um 0,2 Prozent auf 3475 Zähler, kommt im Monatsvergleich aber auf ein Plus von einem Prozent. "Auf der nationalen politischen Bühne kommt der Automobilsektor nicht aus den Schlagzeilen heraus", sagte LBBW-Analyst Manfred Wolter. In New York ließ die Anleger die innenpolitische Lage in Washington kalt, wo US-Präsident Donald Trump am Freitag seinen Stabschef ausgetauscht hatte. Die US-Futures signalisierten eine freundliche Eröffnung der Wall Street.
Für Verunsicherung sorgte zwar ein erneuter Raketentest Nordkoreas am Wochenende, in dessen Folge Trump China kritisierte. Doch selbst in Asien verdrängten die Anleger den Konflikt weitgehend. Die Verschärfung von Sanktionen der USA gegen Russland, die Trump mittragen will, drückte die Moskauer Aktienbörse zeitweise um 1,7 Prozent ins Minus und belastete auch den Rubel-Kurs.
Für europäische Aktien kam vom Devisenmarkt Gegenwind: Der Euro behauptete sich über der vorige Woche erstmals seit 2015 wieder übersprungenen Marke von 1,17 Dollar und blieb mit 1,1725 Dollar in Sichtweite des Zweieinhalb-Jahres-Hochs von 1,1776 Dollar. Dadurch verschlechtern sich die Absatzchancen europäischer Waren auf dem Weltmarkt.
Die US-Exportbranche kann sich dagegen über den schwachen Dollar freuen. Insgesamt haben US-Unternehmen nach Daten von Thomson Reuters zuletzt besser als erwartete Zahlen vorgelegt: Von den 500 im S&P gelisteten Firmen haben 73 Prozent mit ihren Quartalsbilanzen die Analystenerwartungen übertroffen. Das untermauere den Rekordlauf der US-Börsen, sagte ein Händler. Erst am Freitag hatte der Dow-Jones-Index eine neue Bestmarke von 21.841 Punkten erreicht.
AUTOWERTE WEITER AUF TALFAHRT
Im Dax standen auch zu Beginn der neuen Woche wieder die Autowerte unter Druck: Daimler (DE:DAIGn), VW (DE:VOWG) und BMW (DE:BMWG) verloren zeitweise jeweils etwa ein Prozent. Nicht nur der wechselkursbedingte Nachteil beim Export, auch die Kartellvorwürfe und die Diskussion über die Zukunft des Diesel machten Autowerte für Investoren derzeit unattraktiv, so ein Händler. Am Mittwoch treffen sich unter Leitung von Verkehrs- und Umweltministerium Vertreter der Autoindustrie, Länder und Kommunen zum Diesel-Gipfel, um Wege zur Vermeidung von Fahrverboten in den Städten zu finden.
Im EuroStoxx50 zählten Sanofi (PA:SASY) mit einem Plus von 1,5 Prozent zu den Favoriten. Der französische Pharmakonzern hatte zuvor seine Gewinnprognose angehoben.
An der Börse in London stiegen HSBC um 3,8 Prozent auf ein Vier-Jahres-Hoch von 772 Pence. Die Großbank startet nach einem unerwartet guten ersten Halbjahr den nächsten milliardenschweren Aktienrückkauf. Lange Gesichter gab es dagegen bei den Aktionären von Tabak-Konzernen: Pläne der US-Gesundheitsbehörde für eine Senkung des Nikotingehalts in Zigaretten drückten Imperial Brands (LON:IMB) ("Gauloises") um über fünf Prozent und British American Tobacco (LON:BATS) ("Lucky Strike") um über vier Prozent.