Warren Buffett ist dafür bekannt bei guten Unternehmen zu warten, bis der Markt sie ihm für einen sehr niedrigen Preis anbietet. Bei Teva Pharma Industries (NYSE:TEVA) (WKN:883035) ist dies aktuell wieder der Fall.
Gründe für den Absturz Das letzte Geschäftsjahr war für Teva sehr negativ. Ein großer Verlust in Höhe von 16,4 Mrd. USD drückte den Aktienkurs von über 60 auf etwa 11 Euro. In den USA stehen die Produkte derzeit unter größerem Preisdruck. Dies liegt an einer Umstrukturierung bei den Käufergruppen, strengeren Regularien der Regierung und an vermehrten Konkurrenzprodukten (speziell für das Produkt: Copaxone). Zudem gab es bei neuen Medikamenten Zulassungsverzögerungen, Probleme beim traditionellen Vertriebsmodell und eine höhere Steuerlast durch die US-Steuerreform. So ergab sich für 2017 eine Abschreibung in Höhe von 17,1 Mrd. USD und eine zusätzliche Steuerbelastung von 1,4 Mrd. USD. Weiterhin wurden 535 Mio. USD für die Restrukturierung und 396 Mio. USD für die Schließung der Tochter in Venezuela ausgegeben.
An der Gesundung wird gearbeitet Für 2018 dagegen erwartet der Konzern bereits wieder einen Gewinn und arbeitet an einer solideren Aufstellung des Geschäftes für die Zukunft. So wurden Fabriken geschlossen, die Frauengesundheitsparte verkauft und etwa 6.200 Stellen abgebaut. In Folge wird im aktuellen Jahr mit Einsparungen in Höhe von 1,5 Mrd. USD und 2019 noch einmal mit 3,0 Mrd. USD gerechnet. Der gesunde Cashflow beginnt die Schulden zu reduzieren. Neue Produkte werden an den Markt gebracht. Bereits 2017 wurden die Forschungs- und Vertriebsausgaben um 12,5 Prozent beziehungsweise um 5,3 Prozent reduziert. Im ersten Quartal 2018 konnte so wieder ein Gewinn in Höhe von 1,12 Mrd. USD erzielt und der Kassenbestand um etwa 455 Mio. USD erhöht werden.
Entwicklung der Hauptprodukte im ersten Quartal 2018
Hauptprodukte | Umsatz Q1 2018 (in Mio.USD) | Umsatz Q1 2017 (in Mio.USD) | Veränderung in % | Anteil am Umsatz in % |
Generic products | 2.573 | 2.751 | -6,5 | 60,4 |
COPAXONE | 645 | 970 | -33,5 | 15,1 |
BENDEKA / TREANDA | 181 | 156 | 16,0 | 4,2 |
ProAir | 130 | 121 | 7,4 | 3,0 |
QVAR | 107 | 84 | 27,4 | 2,5 |
AUSTEDO | 30 | 0 | 0,7 | |
Distribution | 484 | 420 | 15,2 | 11,4 |
Respiratory products | 113 | 84 | 34,5 | 2,7 |
Tiefe Bewertung Durch den Kurssturz war die Aktie im Tief unter Buchwert gefallen. Zwar ermittelt Buffett den Inneren Wert über die zukünftig zu erwartenden Gewinne, dennoch war dies schon eine sehr sehr tiefe Bewertung. Mr. Market geriet in Panik und ging von einer Insolvenz aus. In solchen Fällen ist die Aktie bereits dann unterbewertet, wenn das Unternehmen auch nur geringfügig wieder profitabel wird, ohne jedes Wachstum. Natürlich muss sich Teva neu aufstellen und sich neu sortieren, aber ein Überleben scheint möglich.
Vergleichbare Fälle Auch in der Vergangenheit ist Warren Buffett bei guten Unternehmen in Krisensituationen eingestiegen. Erinnerst Du dich noch an American Express (WKN: 850226) im Jahr 1963? Damals fiel die Aktie sehr stark, weil das Unternehmen einen großen Kredit aufgrund eines Betrugsfalls abschreiben musste. Buffett erkannte aber die Stärke des Geschäftsmodells und das es sich nur um eine Sonderbelastung handelt. In den 1970igern kaufte Buffett über Berkshire Hathaway (WKN: A0YJQ2) die Versicherungsgesellschaft Geico, nachdem das Unternehmen kurzfristig in Schwierigkeiten geraten war. Er kannte es schon seit 1951 und wusste, dass die langfristigen Aussichten sehr gut sind. 1995 übernahm er es dann komplett. Im Fall in Teva Pharmaceutical (WKN:883035) müssen wir abwarten, ob er wieder richtig liegt. Derzeit hat Berkshire etwa 822 Mio. USD in Teva investiert. Dies ist für die Holding immer noch eine kleine Beteiligung. Andersherum besteht aber auch noch viel Luft zum Nachkaufen.
Christof Welzel besitzt Aktien von Berkshire Hathaway, aber keine Aktien von Teva Pharmaceutical.
Motley Fool Deutschland 2019