Frankfurt (Reuters) - Nach den Turbulenzen zum Wochenbeginn haben sich die Gemüter an den europäischen Aktienmärkten am Mittwoch wieder beruhigt.
Der Dax stieg um 1,6 Prozent auf 12.590 Punkte, womit er einen großen Teil der Verluste vom Dienstag wettmachte. Der EuroStoxx50 legte 1,8 Prozent auf 3454 Zähler zu. An der Wall Street lag der Dow Jones zum Handelsschluss in Europa etwa ein Prozent höher. Börsianer blieben aber skeptisch. Es sei nicht sicher, dass der Markt schon den Boden gefunden habe, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC-Markets. Der große Schwachpunkt bleibe die Zinsentwicklung. "Bei weiter steigenden Zinsen könnte es schnell wieder zu einem neuen Kursrutsch kommen."
Vor allem die Angst vor zügig anziehenden Zinsen hatte seit Freitag die Anleger vergrault. Denn der Aktienmarkt profitiert seit Beginn der Nullzinspolitik vor allem von den niedrigen Renditen am Anleihemarkt.
Unterstützung kam von der Einigung der Union mit der SPD auf einen Koalitionsvertrag. "Das sind positive Nachrichten für jeden, der ein gut aufgestelltes und überlebensfähiges Europa will", sagte Anlagestratege Peter Chatwell vom Investmenthaus Mizuho. Zumal am Rentenmarkt reagierten die Anleger erleichtert, da das Finanzressort an die SPD gehen soll. "Mit dem Tausch des Wirtschaft- mit dem Finanzministerium bei gleichzeitiger Hoheit im Außenministerium wird die SPD ein starkes Gewicht bei den anstehenden Verhandlungen auf europäischer Ebene besitzen und die Vergemeinschaftung vorantreiben", sagte Analyst Jürgen Michels von der Bayern LB.
Händler verwiesen auf den Sparkurs von Wolfgang Schäuble als Finanzminister, der vor allem im Süden der Euro-Zone kritisch gesehen wurde. Deren Finanzierungskosten gingen über die Renditen am Anleihemarkt etwas zurück.
Von der nun geplanten Abstimmung der SPD-Mitglieder geht allerdings weiter Unsicherheit aus. Denn sollte die Basis die Groko ablehnen, würde Deutschland weiter ohne Regierung dastehen, was den Dax belasten könnte, sagte ein Händler. Das "Ja" gilt als nicht ausgemacht, da vor allem die Jusos mit einer "NoGroko"-Kampagne für einen Eintritt der Gegner einer großen Koalition in die Partei geworben haben. Das Ergebnis des SPD-Mitgliedervotums soll am 4. März bekanntgegeben werden.
AKTIEN VON SNAPCHAT-MUTTER NACH ZAHLEN AUF HÖHENFLUG
Wie am Dienstag die Kursverluste gingen am Mittwoch die Gewinne quer durch alle Sektoren. Verlierer gab es nur wenige, dazu zählten die Aktien der Deutschen Bank (DE:DBKGn) mit einem Abschlag von 0,4 Prozent. Eine Tochter des chinesischen Großaktionärs HNA hat Insidern zufolge entgegen früheren Zusagen eine Kredittranche nicht vorzeitig zurückgezahlt.
Nach der Vorlage von Bilanzdaten zogen die Aktien der im MDax gelisteten Osram um 4,7 Prozent an. DZ-Bank-Analyst Harlad Schnitzer bekräftigte seine Kaufempfehlung, die Quartalszahlen seien besser als erwartet ausgefallen. Im SDax standen Delivery Hero mit einem Plus von fast fünf Prozent ganz oben: Der weltgrößte Online-Essenslieferdienst überraschte die Anleger mit einem Umsatzsprung.[nL8N1PX3FR]
Lange Gesichter gab es in Kopenhagen bei den Aktionären von Carlsberg: Ein schwaches Russland-Geschäft verhagelte dem Bierbrauer die Bilanz. Die Aktien brachen um 3,6 Prozent ein.
Im US-Handel standen nach einem besser als erwartet ausgefallenen Quartalsbericht Snap (NYSE:SNAP) mit einem Plus von über 37 Prozent im Rampenlicht. Der Anbieter der Kommunikations-App Snapchat hatte mehr Neukunden gewonnen als erwartet.