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Boeing-Krise belastet TUI und Airlines

Veröffentlicht am 29.03.2019, 14:56
© Reuters. FILE PHOTO: A Boeing 737 MAX 8 takes off during a flight test in Renton, Washington
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Frankfurt/Washington (Reuters) - Die Krise um die Boeing-Unglücksmaschine 737 MAX zwingt jetzt auch den Reisekonzern TUI (DE:TUIGn) zu einer Gewinnwarnung.

Weil voraussichtlich mehr als 20 des weltweit gesperrten Modells bei TUI durch andere Maschinen ersetzt werden müssen, rechnet der deutsch-britische Konzern mit einem Kosteneffekt von mindestens 200 Millionen Euro. Der Betriebsgewinn 2019 werde daher um 17 Prozent gegenüber den 1,17 Milliarden Euro des Vorjahres sinken statt unverändert zu bleiben - vorausgesetzt, das Flugverbot gilt nur bis Mitte Juli, erklärte TUI am Freitag. Doch es gebe erhebliche Ungewissheit darüber, wann die 737 MAX wieder fliegen dürfe. Auch die US-Fluggesellschaften Southwest Airlines (NYSE:LUV) und United Airlines sowie Air Canada erwarten einen dämpfenden Effekt durch das nach zwei Abstürzen für die 737 MAX geltende weltweite Startverbot.

TUI hat in seiner Flotte aus 150 Flugzeugen 15 Maschinen des Modells 737 MAX 8 im Einsatz. Bis Ende Mai wollte der Reiseanbieter weitere acht in Betrieb nehmen. Jetzt fallen Kosten an für verlängerte und neue Leasingverträge, um die ausfallenden Maschinen zu ersetzen und die Urlauber ans Ziel zu bringen. TUI geht außerdem von negativen Effekten der Krise auf das Buchungsgeschäft aus und von höheren Treibstoffkosten. Sollte das Modell noch länger gesperrt bleiben, erwartet der in London und Frankfurt börsennotierte Konzern weitere 100 Millionen Euro Kostenerhöhung bis Ende September und einen Gewinneinbruch um 26 Prozent. An der Börse verloren TUI-Aktien zum Handelsstart mehr als zehn Prozent und fielen auf ein Sechs-Jahrestief von 8,01 Euro.

Am 10. März war zum zweiten Mal kurz nach dem Start eine noch neue 737 MAX, dieses Mal von Ethiopian Airlines in Äthiopien, abgestürzt. Dabei kamen 157 Menschen ums Leben, darunter fünf Deutsche. Das Unglück ähnelte dem Absturz einer 737 von Lion Air in Indonesien im Oktober, dem alle 189 Menschen an Bord zum Opfer fielen. Die Unglücksursachen stehen nicht fest, doch es wird ein Defekt des Kontrollsystems MCAS als Auslöser vermutet. Es senkt bei drohendem Strömungsabriss automatisch die Flugzeugnase. Bekannt ist, dass die Lion-Air-Piloten beim ersten Absturz im Oktober immer wieder vergeblich versuchten, den Automatismus abzustellen, der von falschen Sensordaten ausgelöst wurde.

Das System sei auch bei dem verunglückten Ethiopian-Flugzeug aktiviert gewesen, berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag unter Berufung auf Insider. Ein vorläufiger Unfallbericht werde in der kommenden Woche veröffentlicht, erklärten US-Vertreter gegenüber Reuters. Die US-Flugaufsicht FAA und ihr europäisches Pendant EASA wussten schon seit 2016 über mögliche Komplikationen im Zusammenhang mit MCAS Bescheid, wie aus einem von Reuters ausgewerteten EASA-Dokument hervorgeht.[L8N21G2ZQ]

IN ZWEI MONATEN ERLEDIGT?

© Reuters. FILE PHOTO: A Boeing 737 MAX 8 takes off during a flight test in Renton, Washington

Boeing (NYSE:BA) will bei der US-Flugaufsicht FAA demnächst ein Software-Update für das MCAS-System einreichen und Trainings für die Piloten anbieten - allerdings kein teures Simulatortraining, sondern nur einen Onlinekurs. Chris Higgins, Analyst von Morningstar, rechnet damit, dass es nur zwei Monate dauert, bis die 737 MAX wieder abheben darf. Der Aufwand sei mit einer Stunde Arbeit pro Flugzeug nicht groß. Von dem seit 2017 ausgelieferten Modell waren zuletzt erst rund 370 Exemplare in Betrieb. Boeing hat noch Aufträge über gut 4600 Stück im Wert von einer halben Billion Dollar zum Listenpreis ausstehen.

Abzuwarten bleiben die rechtlichen Folgen des vermuteten Defekts an dem Flugzeug - so er denn auch von den Unfallexperten nachgewiesen wird - für Boeing. Als erster großer Kunde in Europa wollte Norwegian Air Shuttle Schadenersatz für den Ausfall der Flieger fordern. Zuletzt hieß es, es gebe gute Gespräche mit Boeing über eine konstruktive Einigung. Das Luftfahrtunternehmen Garuda aus Indonesien hatte als erste einen Auftrag über 49 Flugzeuge des Typs storniert mit der Begründung, die Passagiere hätten das Vertrauen in dieses Modell verloren. TUI will bis 2023 insgesamt 72 solcher Jets in der Flotte haben, wollte sich am Freitag aber nicht dazu äußern, ob die Order bestehen bleibt oder Schadenersatz von Boeing gefordert wird.

Auch eine erste Schadenersatzklage von Opferangehörigen gegen Boeing ging in dieser Woche bei Gericht in Chicago ein. Die in Belgien lebenden drei minderjährigen Kinder des in Äthiopien umgekommenen Jackson Musoni aus Ruanda forden Entschädigung. Boeing habe es versäumt, über das fehlerhafte System zu informieren, das die Maschine mit ihrem Vater an Bord zum Absturz gebracht habe. Boeing wollte sich dazu nicht äußern.

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