(neu: Zitate, Kursentwicklungen, Allianz, Lufthansa)
* Fed-Protokoll nährt Hoffnung auf neue Hilfen
* August wird der schwärzeste Börsenmonat seit Jahren
* Experten sehen keinen Grund für Entwarnung
Frankfurt, 31. Aug (Reuters) - Ein Schritt vor, ein Schritt zurück, ein Schritt vor... Der Dax ist auch am Mittwoch dem Muster der vergangenen Tage treu geblieben. Der Leitindex stieg um 1,7 Prozent auf 5741 Punkte und bügelte damit die Verluste des Vortages wieder aus.
Als Begründung für die steigenden Kurse zogen Börsianer das am Vorabend veröffentlichte Protokoll zum jüngsten Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) heran. Daraus war hervorgegangen, dass einigen ranghohen Währungshütern die Festlegung auf eine langfristige Null-Zins-Politik zur Ankurbelung der klammen Wirtschaft nicht weit genug ging. Deshalb wurde unter anderem diskutiert, den niedrigen Zins an das Erreichen einer bestimmten Beschäftigungsquote zu koppeln.
"Offensichtlich ist eine kleine Mehrheit für aggressive Maßnahmen", sagte Helaba-Aktienstratege Christian Schmidt. "Deshalb steigen jetzt die Erwartungen an das Treffen im September. Man glaubt, dass die Fed der Heilsbringer sein wird." Die US-Notenbank hat ihr September-Treffen auf zwei Tage verlängert, um ausführlich über neue Stützungsmaßnahmen zu beraten.
Größter Gewinner im Dax waren die Aktien der Allianz mit einem Plus von 4,2 Prozent auf 71 Euro. Goldman Sachs hat die Titel zum Kauf empfohlen. Die Sorgen um das Lebensversicherungsgeschäft seien übertrieben, die Aktien zu stark verkauft worden, hieß es zur Begründung.
Auch die Papiere der Lufthansa bauten ihre Gewinne aus. Sie stiegen zeitweise um 4,6 Prozent auf 11,67 Euro und waren damit so teuer wie seit zwei Wochen nicht mehr. "Das sind Anschlusskäufe, nachdem die Aktien bereits am Dienstag wegen der Aussagen von Konzernchef Christoph Franz nach oben gegangen sind", sagte ein Händler. Franz hatte die Gewinnprognose für dieses Jahr bestätigt und will die Abspaltung defizitärer Geschäfte prüfen.
Verstärkt im Fokus waren auch Einzelhändler: Metro -Aktien zogen um zwei Prozent an, Henkel um 1,9 Prozent. Der hiesige Einzelhandel habe sich im Juli doch besser geschlagen als befürchtet, kommentierten Händler die zum Vormonat stabil gebliebenen Umsatzzahlen für Deutschland. Kurz nach Handelsstart hatte noch ein trüber Ausblick der französischen Supermarktkette Carrefour die Stimmung im gesamten Sektor belastet. Deren Titel lagen am Mittag 3,5 Prozent im Minus.
EXPERTEN: WEITERE VERLUSTE SIND ABSEHBAR
Obwohl es am europäische Aktienmarkt nach einem versöhnlichen Ausklang eines verheerenden Börsenmonats aussah, warnten Experten vor neuen Verlusten. "Rein technisch gesehen befindet sich der Dax weiter in einem übergeordneten Abwärtstrend. Das wird so lange so bleiben, bis die Marke von 6100 Punkten nachhaltig genommen ist", sagte Helaba-Experte Schmidt. "Wir bewegen uns in einer Range zwischen 5445 und 5848 Punkten, und da wir den unteren Rand vor kurzem erst getestet haben, ist jetzt etwas Luft nach oben."
Die Angst vor einem Rückfall in eine globale Rezession und die Schuldenkrisen in Europa und den USA haben dazu geführt, dass der August für viele Handelsplätze rund um den Globus zu einem der schlimmsten Börsenmonate seit Jahren wird.
So wird der MSCI World Stock Index mit einem Minus von gut acht Prozent wohl die höchsten monatlichen Verluste seit Mai vergangenen Jahres einfahren. Ein August lief zuletzt im Jahr 1998 so verheerend.
Besonders groß war der Vertrauensverlust wieder einmal bei den Finanzinstituten. Europäische Bankaktien sind dabei, ihren höchsten Monatsverlust seit Oktober 2008 einzufahren. Der Dax hat im August gut 20 Prozent an Börsenwert verloren. In der Spitze war er bis auf 5345 Punkte gefallen. (Reporter: Kirsti Knolle; unter Mitarbeit von Daniela Pegna; redigiert von Hans Seidenstücker)