BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Zahlenflut in der ersten Börsenliga: Der schwache Euro hat die Geschäfte vieler Dax (DAX)-Konzerne zum Jahresbeginn kräftig angetrieben. Mehrere Schwergewichte im Leitindex zogen am "Super-Donnerstag" ihre Bilanz des ersten Quartals. Unabhängig vom günstigen Wechselkurs gibt es aber auch Probleme in den Unternehmen.
Ein gemeinsamer positiver Trend: Der über weite Strecken geringe Außenwert der Gemeinschaftswährung versetzte Exporten außerhalb der Eurozone einen Schub, weil deutsche Waren dort billiger wurden und die Nachfrage nach ihnen entsprechend anzog. Weil der Euro sich jetzt jedoch erholt, könnte dieser Rückenwind bald abflauen.
Der Konsumgüter-Riese Henkel (ETR:HEN3) konnte den starken Dollar - Spiegelbild der Euro-Schwäche - für sich nutzen. Einschließlich Zukäufen fuhr der Konzern mit 4,4 Milliarden Euro (+12,7 Prozent) den bisher höchsten Quartalsumsatz ein. Das bereinigte Betriebsergebnis des Persil- und Pattex-Herstellers stieg um 14,1 Prozent auf 707 Millionen Euro.
Ähnlich ist die Lage bei Beiersdorf (XETRA:BEIG). Der Nivea-Produzent verbuchte unterm Strich 181 Millionen Euro Gewinn, nach 166 Millionen Euro Anfang 2014. Die Erlöse kletterten um 6,9 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Hauptursachen: der schwache Euro und Zuwächse in Amerika.
Ebenfalls profitieren konnte der Spezialchemie-Anbieter Lanxess (XETRA:LXSG), dessen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 11,7 Prozent auf fast 230 Millionen Euro zulegte. Zur hohen Nachfrage im Ausland kam der Stellenabbau. Lanxess hatte angekündigt, 1000 Jobs einzusparen - Sonderkosten hierfür drückten jedoch den Nettogewinn.
Stellenstreichungen sollen auch bei Siemens (XETRA:SIEGn) (ETR:SIE) die Zahlen aufpolieren. Der von der IG Metall kritisierte Radikalumbau des Elektrokonzerns trifft nach jüngsten Angaben des Managements 13 100 Stellen in aller Welt, davon 5100 in Deutschland. Probleme in der Energiesparte ließen den Betriebsgewinn im Industriegeschäft um 5 Prozent auf rund 1,66 Milliarden Euro sinken. Ohne den Einfluss von Zukäufen stagnierte der Umsatz, insgesamt legte er auf 18 Milliarden Euro (+8 Prozent) zu.
Auch der größte deutsche Versorger Eon (ETR:EOAN) musste Federn lassen. Wegen der niedrigen Öl- und Strompreise verdiente der Konzern, der sich in zwei Unternehmen für erneuerbare und für fossile Energien aufspaltet, im laufenden Geschäft 2,83 Milliarden Euro (-9 Prozent). Unterm Strich gelang Eon zwar ein Plus von 39 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro - Grund dafür waren aber unter anderem einmalige Buchgewinne.
Die sinkenden Energiepreise sorgten - zusammen mit der Euro-Schwäche- hingegen beim Baustoffkonzern HeidelbergCement (XETRA:HEIG) für gute Geschäftein den USA und in Großbritannien. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs um 46 Prozent auf 299 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb ein Minus von 123 Millionen Euro. Höhere Steuerzahlungen belasteten, zudem drückt immer noch ein hoher Schuldenberg.
Der Reifenhersteller und Autozulieferer Continental (XETRA:CONG) schraubte seine Umsatzprognose für 2015 von 38,5 auf "mehr als 39 Milliarden Euro" hoch. Auch ihre Gewinnerwartungen setzten die Hannoveraner höher an.
Die Commerzbank (XETRA:CBKG) meldete ebenso gute Zahlen. Das teilverstaatlichte Institut stellte die erste Dividende seit 2007 in Aussicht. Schon in der vorigen Woche hatte die Bank mitgeteilt, dass sie ihr operatives Ergebnis im Vorjahresvergleich auf 685 Millionen Euro mehr als verdoppelt hat. Der Überschuss stieg von 200 auf 366 Millionen Euro.
Beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re (ETR:MUV2) hinterließ derweil Sturm "Niklas" seine Spuren in der Quartalsbilanz. Wegen der Schäden Ende März verdiente der Konzern mit 790 Millionen Euro 16 Prozent weniger.
Der Sportartikelhersteller Adidas (XETRA:ADSGn) sieht sich nach dem Gewinneinbruch 2014 auf Kurs zu besseren Zeiten. Man habe "die Kraft und die Ausdauer, auch nach einem langsameren Streckenabschnitt wieder zu beschleunigen", sagte Vorstandschef Herbert Hainer am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Fürth.