Growth-Aktien oder Wachstumsaktien sind im Moment nicht sonderlich gefragt. Die Volatilität, mancher würde auch sagen die Realität, hat wieder eingesetzt. Allerdings teilweise mit Minusperformances von 80 % oder mehr.
Inzwischen bin ich der Meinung, dass man sich Growth-Aktien leisten können muss. Das heißt nicht, dass man Millionär oder besonders vermögend sein sollte, um in diese Art von Aktien zu investieren. Nein, ganz im Gegenteil: Mittel- bis langfristig bin ich jedenfalls weiterhin der Überzeugung, dass Wachstumsaktien und wirkliche, profitable Innovationen langfristig die besten Renditen generieren.
Aber es gibt trotzdem die eine Komponente, die man dabei nicht vergessen darf. Wer sie nicht aufbringen kann, der sollte vielleicht besser nicht investieren.
Growth-Aktien: Hier solltest du sie dir leisten können!
Meine heutige Definition vom Sich-Leisten-Können ist eher eine zeitliche. Die derzeitige Korrektur zeigt jedenfalls sehr deutlich, dass wir gerade im Growth-Segment nicht von einem linearen Wachstum und Vermögensaufbau ausgehen können. Nein, sondern es gibt mitunter auch starke Volatilität. Im Endeffekt hängt das davon ab, wie bereit der Markt ist für Risiken und einem Vielleicht, einen höheren Preis zu bezahlen. Die fundamentale Performance, die das Premium rechtfertigt, kommt hingegen häufig erst später und mit der Zeit.
Zeit ist daher der entscheidende Faktor. Foolishe Investoren müssen sich bei Growth-Aktien leisten können, dass sie die Zeit überstehen zwischen der Möglichkeit und der operativen Rechtfertigung. Das heißt mitunter auch mal etliche Jahre oder Jahrzehnte, bis sich ein Markt als reif präsentiert und die Umsätze und Ergebnisse generiert, die Investoren in einem frühen Stadium als möglich betrachtet haben.
Der Erfolg setzt somit erst sehr, sehr spät ein. Aber genau das ist eben die Renditespanne, die wir als Investoren bei Growth-Aktien erwarten können: Wenn aus einem Vielleicht ein Definitiv wird, so bringt das Wachstum in der Regel eine Neubewertung mit sich.
Keine Belohnung jetzt (garantiert)
Growth-Aktien sind daher elementar anders als zum Beispiel Dividendenaktien. Mit einer soliden Dividende erhalten wir einen Teil der Gewinnrendite stets per Ausschüttung. Das heißt, der Erfolg tritt quasi direkt ein. Aber bei Wachstumsaktien müssen wir erst einmal schauen, ob das überhaupt passiert.
Genau das muss man sich als Anleger quasi leisten können, nämlich zu warten. Nicht in finanzieller Hinsicht, sondern in zeitlicher. Mitunter kann das zwar auch bedeuten, dass einzelne Investitionen nicht aufgehen. Es ist jedoch bei jedem Ansatz in der Regel der Fall, dass nicht jede Investitionsthese aufgeht. Trotzdem ist es vom Ansatz her ein elementarer Unterschied, dass Growth-Aktien viel Zeit benötigen. Wer sie nicht mitbringt, der sollte den Aktien wirklich eher fernbleiben.
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