Von Senad Karaahmetovic
Investing.com - Citi-Stratege Francesco Martoccia rechnet im Falle einer Rezession mit einem deutlichen Einbruch der Ölpreise.
Er sieht Parallelen zwischen dem derzeitigen Energieumfeld und den Energiekrisen der 70er Jahre, die durch das OPEC-Ölembargo (1973-74) und den darauffolgenden Preisanstieg im Zusammenhang mit dem Iran-Irak-Krieg (1980) geprägt waren.
Martoccia ging aber auch auf Ähnlichkeiten "mit den deflationären Aspekten der Großen Finanzkrise" ein.
"Wie damals, so gingen auch heute hohe Energiepreise den Ereignissen voraus, die eine Rezession lostraten. Die Sorte Brent-Rohöl überstieg im Juli 2008 die Marke von 140 Dollar je Barrel, was real mehr als 160 Dollar je Barrel entsprach, um dann bis zum Jahresende auf 40 Dollar je Barrel zu fallen, ehe es sich zeitversetzt wieder bei 90 Dollar je Barrel einpendelte und dort für die nächsten vier Jahre verharrte", so der Stratege in einer Kundenmitteilung.
Die Citi hält eine Rezession für "zunehmend wahrscheinlich".
"Im Falle einer Rezession mit steigender Arbeitslosigkeit, Insolvenzen im privaten Bereich und Unternehmensinsolvenzen folgen die Rohstoffe einer abfallenden Kostenkurve mit sinkenden Kosten und negativen Margen, was zu einer Drosselung des Angebots führt. In Krisenzeiten nimmt die Nachfrage nach Rohstoffen ab und es bilden sich Überschüsse. Bei Überschüssen müssen die Preise fallen, bis das Angebot unter die Produktionskosten fällt, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Während einer Rezession sinken die Produktionskosten tendenziell auch deshalb, weil die Energiepreise wichtige Kostenfaktoren für andere Rohstoffe sind, was zu einer prozyklischen Abwärtsspirale bei den Preisen führt."
Eine erhebliche Schwäche der Ölnachfrage dürfte sich in höheren Lagerbeständen und letztlich niedrigeren Ölpreisen niederschlagen. Unterm Strich rechnet Martoccia mit einem Rückgang der Ölpreise auf 65 Dollar je Barrel bis zum Jahresende und eventuell auf 45 Dollar je Barrel bis Ende 2023.
Voraussetzung für ein solches Szenario ist, dass die OPEC+ nicht eingreift und die kurzfristigen Investitionen in Öl zurückgehen, so Martoccia zum Schluss.