* Leitindex wieder auf Erholungskurs
* Aktien von Deutscher Börse im Aufwind
* Versicherer nach positivem Kommentar gefragt
(neu: Analyst, Versicherer, US-Vorbörse)
Frankfurt, 08. Apr (Reuters) - Das heftige Nachbeben in der
japanischen Katastrophenregion hat die Anleger am deutschen
Aktienmarkt zum Wochenausklang nur kurz aus dem Tritt gebracht.
Der Dax<.GDAXI> stieg am Freitagnachmittag um 0,6 Prozent auf
7220 Zähler, nachdem er am Donnerstag kurz vor Handelsschluss
ins Minus gerutscht war. Die neuen Erdstöße in Japan, bei denen
auch ein weiteres Atomkraftwerk beschädigt wurde, konnten die
Anleger aber nicht nachhaltig verunsichern. Der
Euro-Stoxx50<.STOXX50E> gewann 0,8 Prozent, an den US-Börsen
standen die Zeichen ebenfalls auf Grün.
"Die Investoren scheint derzeit nichts aus der Ruhe zu
bringen", sagte ein Händler. "Es ist weiterhin viel Geld im
Markt, das investiert werden will - und mangels Alternativen
bleiben Aktien gefragt." Anlageexperte Eckart Keil vom
Vermögensberater Premium Pearls sieht zwei Gründe für die
ungebrochene Nachfrage nach Aktien: "Zum einen wächst die
Weltwirtschaft dank der Schwellenländer weiter robust, und zum
anderen führt das schwindende Vertrauen der Anleger in die
Staatsfinanzen und das Papiergeld zu einer Flucht in 'Harte
Anlagegüter'." Dazu zähle in erster Linie die Aktie.
Unterstützt wurde der Dax auch von den guten deutschen
Export-Zahlen: Sie stiegen im Februar fast doppelt so stark an
wie erwartet. "Die Zahlen sind ein weiterer Beleg dafür, dass
die deutsche Wirtschaft recht stark ins Jahr gestartet ist. Wir
rechnen mit einem Wachstum von einem Prozent im ersten Quartal
und von drei Prozent im Gesamtjahr", sagte Citigroup-Analyst
Jürgen Michels.
Weiter auf Erholungskurs war die Aktie der Deutschen
Börse. Die Papiere kletterten im Dax um 2,9 Prozent
auf 54,74 Euro. Vergangene Woche hatte die Nasdaq OMX
gemeinsam mit der ICE die Deutsche Börse mit einer 11,3
Milliarden Dollar schweren Offerte für die Nyse Euronext
überboten. Bislang scheint die Nasdaq mit ihren Plänen bei der
Nyse aber auf Granit zu beißen. "Offenbar setzt sich am Markt
langsam die Überzeugung durch, dass die Deutsche Börse um einen
teuren Bieterwettkampf herumkommt", sagte ein Händler.
Zulegen konnten ungeachtet des Nachbebens in Japan auch
Versicherungstitel. Allianz gewannen 1,6 Prozent,
Münchener Rück stiegen um 1,8 Prozent. Der Unicredit
zufolge dürften die europäischen Versicherer von der
Zinserhöhung der EZB vom Donnerstag profitieren. Der europäische
Branchenindex<.SXIP> gewann 1,4 Prozent.
Gefragt waren auch E.ON, die sich um ein Prozent
auf 22,44 Euro verteuerten. Die UBS hatte die Aktien des
Versorgers auf die "European Utilities Most Preferred List"
gesetzt. Seit Monatsbeginn haben die Papiere bereits mehr als
drei Prozent zugelegt, nachdem sie im März durch die nach dem
Japan-Beben neu entflammte Atom-Diskussion deutlich verloren
hatten. Die jüngste Abschaltung einiger deutscher Atomkraftwerke
dürfte die Strom-Preise nach oben treiben und damit den
Versorgern helfen, schrieben die UBS-Analysten in einer Studie.
RWE notierten 0,5 Prozent fester.
Getrennt haben sich Anleger dagegen von Merck, die
sich um 1,3 Prozent verbilligten. Der Darmstädter Pharma- und
Spezialchemiekonzern will seine Arzneimittelforschung auf mehr
Erfolg trimmen.
TOCHTER LEIGHTON MACHT HOCHTIEF WEITER ZU SCHAFFEN
Im MDax<.MDAXI> verbuchte Hochtief erneut Verluste
- die Papiere verloren 1,7 Prozent auf 68,81 Euro, nachdem sie
am Vortag bereits knapp acht Prozent verloren hatten. Die
australische Tochter Leighton erwägt einem Pressebericht
zufolge eine Kapitalerhöhung. Damit könnten dem Unternehmen nach
Abschreibungen auf große Projekte in Australien und dem Nahen
Osten umgerechnet 440 bis 585 Millionen Euro zufließen,
berichtete die Zeitung "Australian". Eine Hochtief-Sprecherin
wollte sich nicht zu der Frage äußern, ob sich der Mutterkonzern
an einer Kapitalerhöhung beteiligen würde. Am Vortag hatte
Leighton eine Aussetzung ihrer Aktien für bis zu zwei
Handelstage beantragt und den Schritt mit einer Aktualisierung
des Ausblicks begründet. Analysten erwarten, dass das
Unternehmen die Prognosen erheblich stutzen muss.
(Reporter: Tom Körkemeier und Daniela Pegna; redigiert von
Jörn Poltz)