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Inflation im Anmarsch? Warum 2020 fast alles teurer werden könnte

Veröffentlicht am 09.11.2019, 08:48
Aktualisiert 09.11.2019, 09:06
© Reuters.
OMVV
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Trotz weitgehender Vollbeschäftigung und Minuszinsen hält sich die Inflation hartnäckig im Bereich von 1 %. Das widerspricht klassischen ökonomischen Überzeugungen, aber bisher ist keine Trendwende in Sicht. Allerdings: Dass nächstes Jahr die Kosten für die Überseelogistik deutlich steigen werden, wird sich früher oder später auch an der Ladenkasse bemerkbar machen.

Saubere Meeresluft Bisher verheizen Hochseeschiffe Brennstoffe mit der größten Schadstoffbelastung wie etwa das schwefelreiche Schweröl. Auf dem großen weiten Meer stört das doch niemand, dachte man früher wahrscheinlich. Mittlerweile ist der Schiffsverkehr allerdings so stark gestiegen, dass eben doch Handlungsbedarf entstanden ist. 2012 gab es die ersten Grenzwerte und Anfang 2020 werden diese drastisch reduziert.

Davon erhoffen sich Umweltschützer eine Menge. Die abrupte Umstellung schlägt jedoch große Wellen in verschiedenen Bereichen der maritimen Industrie, der Raffinerien und der Lieferanten von fossilen Brennstoffen. Um die kommenden Grenzwerte einzuhalten, bestehen im Wesentlichen drei Möglichkeiten: – die Umstellung auf andere Flüssigkraftstoffe wie zum Beispiel schwefelarmer „Diesel“ unter Beibehaltung der Motortechnik – die Installation von Gaswäschern zur wirksamen Abgasreinigung, wie sie etwa Pacific Green Technologies (WKN: A1JZXA) bietet – die Umstellung auf alternative Kraftstoffe in Verbindung mit angepasster Motortechnik; Marktführer Maersk (WKN: 861837) favorisiert dafür Biogas, Alkohol/Methanol und Ammoniak

Die CMA CGM Group, eine weitere führende Reedereien, stellt sich der Herausforderung, indem sie auf einen Maßnahmenmix setzt. Einige Schiffe werden mit Flüssigerdgas betrieben und bei anderen die Abgasreinigung aufgerüstet. Die wichtigste Komponente sei jedoch der Bezug von schwefelarmem Kraftstoff für die Dieselmotoren.

Das kostet eine Menge Schon die ganze Umstellung verursacht natürlich immense Einmalkosten. Noch einschneidender dürften aber die steigenden Betriebskosten sein. Schweröl war billig. Schwefelarmer Diesel hingegen muss aufwendig in Raffinerien gewonnen werden und nicht jedes Erdöl ist gleich gut dafür geeignet. CMA CGM kündigt daher vorsorglich schon einmal an, dass man neue Parameter für die Preiskalkulation einführen werde. Es seien deutliche Preiserhöhungen zu erwarten.

In der Ankündigung schwingt sicherlich auch die Hoffnung mit, dass alle Rivalen mitziehen, sodass die Zusatzkosten möglichst vollständig auf die Kunden abgewälzt werden können. Bis alle Wertschöpfungsketten sich an die neuen Bedingungen angepasst haben, könnte es nämlich zu noch deutlich stärkeren Preisausschlägen kommen. Die globale Schifffahrt verbrennt 3,5 Millionen Barrel Schweröl pro Tag. Die Raffinerie-Kapazitäten für die schwefelarme Variante liegen jedoch nur bei etwa 1,5 Millionen Barrel.

Auch wenn nicht alle umstellen werden, drohen hier Engpässe, denn jede der vorgeschlagenen Lösungen erfordert entweder aufseiten der Schiffsbetreiber oder der Kraftstofflieferanten viel Zeit. Es dürfte Jahre dauern, bis sich das alles einpendelt.

Weitere Auswirkungen, die mich über meine Investitionen nachdenken lassen Während also Raffineriebetreiber wie etwa OMV (DE:OMVV) (WKN: 874341) frohlocken, spricht alles dafür, dass sich die Überseelogistik verteuern wird. Eine UNCTAD-Studie von 2015 gibt einen Anteil der Transportkosten am Wert der Importe von rund 7 % an. Gerade bei Seetransporten spielen die Energiekosten eine besonders große Rolle (auf der Straße sind die Personalkosten wichtiger).

Dabei ist zu beachten, dass viele Grundstoffe per Schiff zu uns kommen, deren Kosten dann in die Fertigung aller möglichen Produkte eingehen, einschließlich der Landwirtschaft. Letztlich wird sich der Preisdruck in fast alle Branchen und Segmente vorarbeiten.

Das bedeutet natürlich auch, dass Exporteure, die schwere Maschinen und andere Güter von Deutschland aus in alle Welt verschiffen, an Wettbewerbsfähigkeit verlieren werden gegenüber lokalen Herstellern in den Zielländern. Auf der anderen Seite müssen Verbraucher für amerikanische und asiatische Produkte voraussichtlich das eine oder andere Prozent mehr berappen. Das klingt nicht dramatisch, aber beim aktuellen Inflationsniveau von 1 % machen schon kleine Effekte eine Menge aus.

Sobald die Schwelle von 2 % erreicht wird, kommt die Minuszinspolitik der Europäischen Zentralbank in Bedrängnis. Wenn jetzt also dieses Jahrzehnt sich so langsam dem Ende zuneigt, könnte es sich lohnen, die Auswirkungen dieser Regulierungsmaßnahme auf dein Depot zu durchdenken. Was würden steigende Zinsen bedeuten? Wie gut ist das Produktionsnetzwerk deiner Unternehmen aufgestellt? Und nicht zu vergessen: Welche Unternehmen könnten von den Auswirkungen dieser Vorschriften besonders profitieren?

Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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