- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz
Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern Innogy will seinen mit hohem Werbeaufwand eingeführten Markennamen ungeachtet der drohenden Zerschlagung weiter pflegen.
Die Markeneinführung habe einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gekostet, erklärte die RWE-Tochter am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Auf die Frage, ob der Werbeaufwand nun reduziert werde, hieß es: "Durch die Vereinbarung der geplanten Transaktion zwischen RWE (DE:RWEG) und E.ON (DE:EONGn) führen wir unser Geschäft nicht anders als vorher." E.ON und RWE wiesen Kritik am erneuten Strategiewechsel nur kurz nach der Aufspaltung zurück.
Die Energieriesen wollen die RWE-Ökostromtochter Innogy bis Ende 2019 zerschlagen. E.ON soll das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy übernehmen, RWE das Ökostromgeschäft von Innogy und von E.ON.[nL8N1QY2AI]. RWE hatte Innogy im Herbst 2016 mit viel Werbeaufwand an die Börse gebracht. Neben bunten Plakataktionen liefen Werbesprüche wie "Energie wird Innogy" im Radio rauf und runter. Zu den Kosten des Börsengangs äußerten sich die Konzerne nicht. Markeneinführung und Börsengang dürften aber zusammen einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet haben, sagte ein Branchenexperte.
EINMAL AUFSPALTEN UND ZURÜCK: AUS ZWEI MACH VIER, MACH DREI
Innogy versorgt in Deutschland rund 7,9 Millionen Kunden mit Strom und Gas, europaweit sind es knapp 23 Millionen. Was E.ON mit den hinzugewonnenen Marken, darunter auch der Strom- und Gasdiscounter Eprimo, macht, ist offen. Die Werbeexperten von Brand Finance beziffern den Wert der Marke Innogy auf umgerechnet 3,3 Milliarden Euro. Damit sei die Marke unter den Versorgern die viertwertvollste in Europa hinter EdF aus Frankreich, der italienischen Enel (MI:ENEI) und dem französischen Konzern Engie.
Ende 2014 hatte E.ON mit der Ankündigung seiner Pläne zur Konzernaufspaltung für Furore gesorgt. Das Kraftwerksgeschäft wurde in die Tochter Uniper abgestoßen, während E.ON das Ökostromgeschäft behielt. Die Kosten für die Aufspaltung hatte E.ON vor knapp einem Jahr auf rund 800 Millionen Euro beziffert. Die jetzige Vereinbarung der "ewigen Rivalen" bezeichnete E.ON-Chef Johannes Teyssen als einen der "kreativsten Gestaltungsdeals der deutschen Industriegeschichte". "Das ist eine Transaktion, die nur Gewinner hat", betonte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht das Vorgehen kritisch. "Es zeichnet sich mehr und mehr ab, dass beide Pläne, sowohl die Aufspaltung als auch der Börsengang, rückblickend betrachtet Quark waren", sagte DSW-Geschäftsführer Thomas Hechtfischer zu Reuters. Gewinner sei der Karlsruher Versorger EnBW. "Vorstandschef Frank Mastiaux hat sich beide Wege angeschaut. EnBW hat sich gesagt, wir sparen das Geld und stecken es gleich in die Erneuerbaren Energien."
Die Energieriesen lassen dies nicht gelten. "Die Abspaltung von Uniper war der richtige Schritt zur richtigen Zeit", betonte E.ON. "RWE war seinerzeit in einer schwierigen finanziellen Situation, die Wachstum - insbesondere in das Zukunftsgeschäft - kaum mehr zuließ", erklärte RWE. Durch einen eigenen Zugang zum Kapitalmarkt habe Innogy hier größere finanzielle Handlungsspielräume erhalten. "Gleichzeitig zeichnete sich bereits damals ab, dass man mit erheblichen finanziellen Forderungen im Rahmen der Neuordnung der Verantwortung der Kernenergie konfrontiert werden würde, denen man ohne die Mittel aus dem Börsengang, kaum hätte nachkommen können."