- von Arno Schuetze und Christoph Steitz
Düsseldorf, 10. Sep (Reuters) - Der Stromnetzbetreiber Amprion erwägt Insidern zufolge, sich frisches Kapital zu beschaffen. Dabei würden Optionen wie die Begebung von Hybridanleihen oder Schuldverschreibungen sowie eine Kapitalerhöhung ins Auge gefasst, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Dabei sei es auch möglich, dass neue Investoren bei dem Unternehmen einsteigen. Einer der Insider erklärte, kurzfristig sei die Aufnahme von rund zwei Milliarden Euro geplant.
"Im Allgemeinen waren und sind unsere Investitionen vollständig finanziert", sagte ein Amprion-Sprecher. Natürlich prüfe der Vorstand ständig frühzeitig verschiedene Finanzierungsinstrumente und -optionen. "Derzeit stehen wir jedoch nicht unter Druck." Der Sprecher fügte hinzu: "Wir haben eine stabile Gruppe von Aktionären, die ihr Engagement in der Vergangenheit durch ihre Kapitalerhöhung unter Beweis gestellt haben. Wir glauben, dass eine solche Maßnahme in Zukunft wiederholt werden kann, wenn Bedarf besteht."
Amprion, zu deren Anteilseigner RWE RWEG.DE (25,1 Prozent) und der Rückversicherer Munich Re MUVGn.DE gehören, will im Zuge des Netzausbaus in den Jahren 2019 bis 2028 rund neun Milliarden Euro investieren, das wäre ein Anstieg von 38 Prozent gegenüber dem Zeitraum 2018-2027. Neben dem Netzausbau mit Freileitungen und Erdkabeln plant die Firma auch den Bau eines 500 Millionen Euro teuren Doppelkonverters in der Region zwischen Düsseldorf und Neuss, der Wechselstrom in Gleichstrom wandelt. Der Konverter bildet zusammen mit den angeschlossenen Gleichstromverbindungen Ultranet und A-Nord eines der zentralen Projekte der Energiewende.
Wettbewerber von Amprion sind Tennet IPO-TTH.AS , 50Hertz von Elia ELI.BR und TransnetBW von EnBW EBKG.DE . Der Ausstieg aus der Atomenergie und das bis 2038 geplante Ende der Kohleverstromung und der im Gegenzug vorgesehene Ausbau von Wind- und Solarenergie zwingen die Firmen zum Netzausbau, der bislang wegen langer Genehmigungsverfahren sowie Klagen von Kommunen und Bürgern hinter den Planungen liegt. Auch Wettbewerber Tennet hat hohen Kapitalbedarf. Die niederländische Regierung will als Eigentümer in Kürze über Schritte beraten, um das Kapital des Netzbetreibers aufzupolstern.