Investing.com - Wirecard-Anleger müssen aktuell Nerven wie Drahtseile beweisen. Fast täglich laufen neue Meldungen über den deutschen Zahlungsdienstleister über den Ticker, die das Kurspendel in die ein oder andere Richtung ausschlagen lässt. Der Grund dafür sind die negativen Berichterstattungen der britischen "Financial Times" über mögliche Bilanzmanipulation und Dokumentenfälschung, die bei einer Tochter der Wirecard AG in Singapur begangen worden sein soll.
Von den Fundamentaldaten hat sich der Kurs schon längst entkoppelt. So erscheint Wirecard im Vergleich zu anderen Unternehmen aus der Branchen digitale Zahlungsanbieter wie Worldpay (NYSE:WP), PayPal (NASDAQ:PYPL), Mastercard (NYSE:MA) und Visa (NYSE:V) plötzlich wieder günstig. So kommt Wirecard (DE:WDIG) auf ein geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019 (KGVe) von 22,39, die Rivalen dagegen auf durchschnittlich 25,41.
Auch im Hinblick auf die erwarteten Gewinnzuwächse im laufenden Jahr mit einem Plus von bis zu 40 Prozent, die, wie Jörg Schulte in seiner Analyse schreibt, durch bestehende, aber auch neue Kooperationen generiert werden sollen, lassen das Anlegerherz höher schlagen. Gestern hatte Wirecard dann in einer Pressemitteilung mitgeteilt, dass man den Kunden des tschechischen Mobile-Payment-Anbieters Twisto Apple (NASDAQ:AAPL) Pay als Zahlungsmittel anbietet. Damit treibt der deutsche Zahlungsdienstleister die Digitalisierung von Zahlungen in Europa weiter voran.
Die PEG-Ratio, oder Price-Earning to Growth-Ratio, liegt im Schnitt bei den fünf Zahlungsdienstleistern bei 1,3638, Wirecard kommt auf 0,8205. In der Regel gibt die Kennzahl Auskunft darüber, ob eine Aktie über oder unterbewertet ist. Ein Wert größer als 1 besagt, die Aktie ist überbewertet, ein Wert unter 1 besagt, die Aktie ist unterbewertet. In diesem Fall ist Wirecard unterbewertet. Besonders aussagekräftig ist die PEG-Ratio in den schnellwachsenden Branchen, was der Markt für digitale Zahlungsdienstleistungen ist.
Sollte an den Vorwürfen der Financial Times etwas dran sein, dann ok, ist das ein kleiner Imageschaden für den Dax-Konzern, aber wie Wirecard-Chef Markus Braun zuletzt in einem Interview mit der FAZ sagte: "In Wahrheit geht es um einen potentiellen Umsatzschaden von 6,9 Millionen Euro. Wir müssen untersuchen, ob die Darstellung in den Artikeln stark übertrieben war."
Die Shortseller tun also gut daran, mal auf dem Teppich zu bleiben und nicht mit Millionenbeträge gegen Wirecard zu spekulieren. Denn aus fundamentaler Sicht ist der Kursabschlag einfach nicht gerechtfertigt. Und der Betrag, um den es in dem möglichen Bilanzskandal geht, ist nur ein Bruchteil dessen, was Wirecard in einem Jahr umsetzt.
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von Robert Zach