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WOLFSBURG (dpa-AFX) - Bei Europas größtem Autokonzern Volkswagen F:VOW3 steckt die Kernmarke VW-Pkw zunehmend in einer Ertragskrise. Das Ergebnis der Marke sank im ersten Halbjahr um rund ein Drittel auf etwa eine Milliarde Euro. VW will nun mit einem milliardenschweren Sparprogramm gegensteuern. Die Konzernspitze mahnte eindringlich zur Kostendisziplin, um die zentrale 2018-Strategie nicht zu gefährden.
Ziel für die schwächelnde Marke sei eine Rendite aus dem laufenden Geschäft von "mindestens sechs Prozent spätestens bis zum Jahr 2018", wie VW am Donnerstag mit seiner Halbjahresbilanz in Wolfsburg mitteilte. Mit der Ankündigung des "Effizienzprogramms" machte der Konzern Pläne offiziell, die schon kürzlich durchgesickert waren. Demnach soll VW-Pkw spätestens 2017 pro Jahr fünf Milliarden Euro einsparen. Dieses Volumen bestätigte der Konzern am Donnerstag zunächst noch nicht. Mit der Zielrendite sechs Prozent ist aber klar, dass Milliarden bewegt werden müssen, um den Status quo zu ändern. VW-Pkw steht für rund die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes.
Volkswagen-Chef Martin Winterkorn ließ erklären: "Unser Konzern ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Das bietet uns über alle Marken hinweg viele Möglichkeiten, effizienter zu werden und Synergien zu heben - dieses Potenzial werden wir nun vordringlich ausschöpfen." Auch Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch mahnte zu "strikter Kosten- und Investitionsdisziplin". Die wirtschaftliche Großwetterlage sei "so volatil und fragmentiert wie selten zuvor - von den Wechselkursen bis zu den Rückgängen in Schwellenländern". Die Kostendiät und Ausgabendisziplin sei damit wichtiger denn je, um die Rendite- und Strategieziele für das Jahr 2018 zu erreichen. Bis dahin will der Konzern am Weltmarktführer Toyota (SQ1:TYT) (FSE:TOM) vorbeigezogen sein.
Die operative Umsatzrendite der Kernmarke stieg nach 1,8 Prozent im ersten Quartal nur leicht auf rund 2 Prozent. Der Konzern erklärte die fast 500 Millionen Euro Ertragsrückgang unter anderem mit weniger Verkäufen: 2,3 Millionen abgesetzte Fahrzeuge in den ersten sechs Monaten sind gut 3 Prozent Verschlechterung. Treiber der Entwicklung sei vor allem die problematische Verkaufsregion Südamerika. Dort brach der Umsatz des gesamten Konzerns um mehr als ein Viertel ein.
Zudem belasteten der starke Euro und Vorleistungen für Neuentwicklungen das Ergebnis. Positiv steuerten sinkende Materialkosten und ein günstigerer Modellmix im Verkauf gegen.
Erneut retteten die Ertragsperlen Audi F:NSU und Porsche mit 2,7 Milliarden beziehungsweise 1,4 Milliarden Euro das Konzernergebnis - zusammen fuhren sie viermal so viel Gewinn ein wie die Kernmarke. Das Konzern-Ebit kletterte insgesamt um 400 Millionen auf 6,19 Milliarden Euro.
Dazu lässt der weltgrößte Markt China weiter die Kassen klingeln: Der Ebit-Gewinn aus den dortigen Gemeinschaftsunternehmen stieg um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Der Konzern weist sie getrennt aus.
Der Konzernumsatz stagnierte im ersten Halbjahr bei knapp 99 Milliarden Euro. Inzwischen (Stichtag 30. Juni) beschäftigt VW konzernweit rund 576 000 Mitarbeiter.P/stb