BAD NEUSTADT A. D. SAALE (dpa-AFX) - Der seit Monaten tobende Kampf um die Macht beim Klinikkonzern Rhön geht in eine neue Runde: Der Großaktionär B. Braun Melsungen will den jüngsten Schachzug von Fresenius-Chef Ulf Schneider offenbar mit allen Mitteln verhindern und klagt gegen den Verkauf von 43 Kliniken und 15 Versorgungszentren an die Hessen. Mit der Erhöhung des Aktienanteils von zehn auf 14 Prozent schwingt sich Braun zudem vor dem Rhön-Gründer und Aufsichtsratschef Eugen Münch zum größten Einzelaktionär auf. Aus Sicht von Fresenius hat die Klage keine Aussicht auf Erfolg. Den Großteil der Transaktion will der Medizintechnikkonzern weiterhin bis Jahresende abschließen, sagte ein Fresenius-Sprecher am Freitag.
Mit dem jetzigen Schritt von Braun steht nach Aussagen aus Branchenkreisen die Beilegung der juristischen Auseinandersetzungen zwischen Münch, dem Asklepios-Gründer Bernard Broermann und der Eignerfamilie von B. Braun um die Macht bei Rhön-Klinikum vor dem Aus. Neben Braun sind auch Fresenius und der Klinikbetreiber Asklepios an Rhön beteiligt.
AKTIE UNTER DRUCK
An der Börse sorgte die Kampfansage von Braun für Unsicherheit: Rhön-Titel verloren im Vormittagshandel 2,86 Prozent auf 20,55 Euro. Fresenius-Aktien gaben im Dax um 1,07 Prozent auf 98,43 Euro nach.
Braun hat seine Klage beim Landgericht Schweinfurt eingereicht, teilte der hessische Medizintechnik-Konzern in der Nacht zum Freitag mit. Der Anteilskaufvertrag sei nichtig oder dürfe erst nach Zustimmung der Gesellschaft mit einer Mehrheit von mehr als 90 Prozent vollzogen werden.
FIRMENGRÜNDER MÜNCH GIBT SICH SIEGESSICHER
Rhön-Klinikum selbst geht davon aus, dass die Hauptversammlung für den Klinikverkauf nicht zuständig ist. 'Der Anteilskaufvertrag mit der Fresenius-Tochter Helios ist rechtmäßig und wirksam', sagte ein Sprecher. 'Die Klage hat keine aufschiebende Wirkung. Die Gesellschaft wird sich gegen diese grundlose Klage verteidigen und geht unverändert von einem erfolgreichen Abschluss der Transaktion aus.' Auch Firmengründer Münch wandte sich gegen die Klage. Diese werde keinen Erfolg haben. Die Entscheidung des Bundeskartellamtes über den Verkauf wird Mitte Dezember erwartet.
FRESENIUS MIT GESCHICKTEM SCHACHZUG
Die Gemengelage bei Rhön ist komplex: Seit Sommer vergangenen Jahres tobt der Streit um die Macht bei den Franken. Damals wollte Rhön-Gründer Münch den MDax-Konzern komplett an Fresenius verkaufen. Doch Schneider und Münch hatten die Rechnung ohne die Konkurrenz gemacht: Bernard Broermann, Gründer des Rhön-Konkurrenten Asklepios und Ludwig Georg Braun, Eigner des Medizintechnik-Konzerns B. Braun und damit Konkurrent der Fresenius-Sparte Kabi, vereitelten den Milliardendeal.
Mitte September gelang Schneider dann mit dem geschickten Schachzug, Rhön nicht komplett, sondern für 3,1 Milliarden Euro einen Großteil von dessen Krankenhäusern zu übernehmen, eine faustdicke Überraschung. Die Aktionäre müssen dem Verkauf - anders als bei der 2012 gescheiterten Komplettübernahme - nicht zustimmen.
KLAGEN GEGEN SATZUNGSÄNDERUNG NOCH VOR ENTSCHEIDUNG
Weitere Klagen von Braun und Asklepios liegen beim Landgericht Nürnberg-Fürth: Darum geht es um die Satzungsänderung bei Rhön: Insgesamt sind bei dem Gericht vier Anfechtungsklagen gegen die auf dem Aktionärstreffen im Juni beschlossene Abschaffung der bisherige Sperrminorität von 10 Prozent plus eine Aktie anhängig. Münch hatte als Rhön-Aufsichtsratschef einen Beauftragten des Rhön-Aktionärs B. Braun aus formalen Gründen von der Abstimmung ausgeschlossen. Mit seinen Stimmen wäre die Änderung nicht angenommen worden. Wegen der Klagen ist die Satzungsänderung noch nicht ins Handelsregister eingetragen und daher unwirksam.
Die niedrige Sperrminorität hatte Münch dem Klinikkonzern als Schutz gegen feindliche Übernahmen vor Jahren verordnet. Im vergangenen Jahr konnten sich die Widersacher der Fusion mit relativ geringen Beteiligungsquoten hohen Einfluss sichern und den kompletten Verkauf von Rhön torpedieren./ep/fn/fbr
Mit dem jetzigen Schritt von Braun steht nach Aussagen aus Branchenkreisen die Beilegung der juristischen Auseinandersetzungen zwischen Münch, dem Asklepios-Gründer Bernard Broermann und der Eignerfamilie von B. Braun um die Macht bei Rhön-Klinikum vor dem Aus. Neben Braun sind auch Fresenius und der Klinikbetreiber Asklepios an Rhön beteiligt.
AKTIE UNTER DRUCK
An der Börse sorgte die Kampfansage von Braun für Unsicherheit: Rhön-Titel verloren im Vormittagshandel 2,86 Prozent auf 20,55 Euro. Fresenius-Aktien gaben im Dax
Braun hat seine Klage beim Landgericht Schweinfurt eingereicht, teilte der hessische Medizintechnik-Konzern in der Nacht zum Freitag mit. Der Anteilskaufvertrag sei nichtig oder dürfe erst nach Zustimmung der Gesellschaft mit einer Mehrheit von mehr als 90 Prozent vollzogen werden.
FIRMENGRÜNDER MÜNCH GIBT SICH SIEGESSICHER
Rhön-Klinikum
FRESENIUS MIT GESCHICKTEM SCHACHZUG
Die Gemengelage bei Rhön ist komplex: Seit Sommer vergangenen Jahres tobt der Streit um die Macht bei den Franken. Damals wollte Rhön-Gründer Münch den MDax
Mitte September gelang Schneider dann mit dem geschickten Schachzug, Rhön nicht komplett, sondern für 3,1 Milliarden Euro einen Großteil von dessen Krankenhäusern zu übernehmen, eine faustdicke Überraschung. Die Aktionäre müssen dem Verkauf - anders als bei der 2012 gescheiterten Komplettübernahme - nicht zustimmen.
KLAGEN GEGEN SATZUNGSÄNDERUNG NOCH VOR ENTSCHEIDUNG
Weitere Klagen von Braun und Asklepios liegen beim Landgericht Nürnberg-Fürth: Darum geht es um die Satzungsänderung bei Rhön: Insgesamt sind bei dem Gericht vier Anfechtungsklagen gegen die auf dem Aktionärstreffen im Juni beschlossene Abschaffung der bisherige Sperrminorität von 10 Prozent plus eine Aktie anhängig. Münch hatte als Rhön-Aufsichtsratschef einen Beauftragten des Rhön-Aktionärs B. Braun aus formalen Gründen von der Abstimmung ausgeschlossen. Mit seinen Stimmen wäre die Änderung nicht angenommen worden. Wegen der Klagen ist die Satzungsänderung noch nicht ins Handelsregister eingetragen und daher unwirksam.
Die niedrige Sperrminorität hatte Münch dem Klinikkonzern als Schutz gegen feindliche Übernahmen vor Jahren verordnet. Im vergangenen Jahr konnten sich die Widersacher der Fusion mit relativ geringen Beteiligungsquoten hohen Einfluss sichern und den kompletten Verkauf von Rhön torpedieren./ep/fn/fbr