FRANKFURT/WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank hat Sorgen vor einem drastischen Preisverfall im Euroraum gedämpft. Von der Notenbank befragte Ökonomen gehen allerdings davon aus, dass die Inflation in den nächsten Jahren deutlich schwächer ausfallen wird als bislang angenommen. Das geht aus dem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht der Währungshüter hervor. In Deutschland drückten vor allem gesunkene Preise für Sprit und Heizöl die Teuerungsrate nach unten.
Auch in Europa werde die Inflation in den kommenden Monaten wegen sinkender Energiepreise deutlich unter 2,0 Prozent liegen, erklärten die Euro-Währungshüter. Mittelfristig rechnet die Notenbank aber wieder mit steigenden Verbraucherpreisen. Die EZB sieht Preisstabilität bei knapp unter 2,0 Prozent gewahrt.
Laut einer Umfrage der Notenbank erwarten Ökonomen inzwischen allerdings nur noch einen Preisauftrieb im Euroraum von 1,1 Prozent in diesem Jahr. Im November hatten sie noch eine Rate von 1,5 Prozent vorhergesagt. Im kommenden Jahr rechnen sie mit einem leichten Anstieg auf 1,4 Prozent (1,6 Prozent). Für 2016 sagen die Ökonomen eine Jahresrate von 1,7 Prozent voraus.
Im Januar war die Jahresteuerung im Euroraum auf 0,7 Prozent gefallen. Das hatte neue Sorgen vor einer Deflation entfacht, also einer Spirale sinkender Preise, bei der Verbraucher und Unternehmen in Erwartung weiterer Rückgänge in einen Käufer- und Investitionsstreik treten. Der überraschende Rückgang der Inflationsrate im Januar sei in erster Linie auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen, erklärte die EZB. Obwohl die Notenbank keine ernsthafte Gefahr einer deflationären Abwärtsspirale sieht, hält sie sich die Tür für eine weitere Lockerung der Geldpolitik offen.
Auch in Deutschland drückten sinkende Preise für Sprit und Heizöl die Inflation zu Jahresbeginn nach unten. Die Teuerungsrate sank im Januar auf 1,3 Prozent nach 1,4 Prozent im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte. Der rasante Preisauftrieb bei Lebensmitteln setzte sich allerdings fort.
Nach den Angaben der Wiesbadener Behörde war leichtes Heizöl im Januar 7,1 Prozent billiger als im Jahr zuvor, Kraftstoffe verbilligten sich um 4,6 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Mineralölpreise hätte die Teuerungsrate im Januar deutlich höher bei 1,7 Prozent gelegen, erklärten die Statistiker. Während sich Verbraucher an den Tankstellen freuen konnten, mussten sie für Strom 2,5 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr.
Nahrungsmittel kosteten 3,6 Prozent mehr als im Januar 2013. Besonders kräftige Preissprünge verzeichneten die Statistiker etwa für Butter (plus 21,3 Prozent), Quark (18,5 Prozent) und H-Milch (13,6 Prozent). Auch Gemüse und Obst waren teurer als im Januar 2013.