Paris (Reuters) - Der französischen Wirtschaft droht eine Konjunkturabkühlung: Die Stimmung der Firmenchefs ist mittlerweile so schlecht wie seit über zwei Jahren nicht mehr, wie das Statistikamt Insee am Freitag zu seiner monatlichen Manager-Umfrage mitteilte.
Das Geschäftsklima-Barometer gab im Dezember um drei Zähler auf 102 Punkte nach. Besonders die Einzelhändler zeigten sich pessimistisch, da ihre Geschäfte von den gewaltsamen "Geldwesten"-Protesten direkt betroffen sind. Viele von ihnen mussten etwa in Paris ausgerechnet während des umsatzträchtigen Weihnachtsgeschäftes schließen. Das Pariser Kaufhaus Printemps büßte im Dezember etwa zehn Prozent an Umsatz ein, wie Unternehmenschef Pierre Pellarey dem Radiosender "Franceinfo" sagte.
Im dritten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt langsamer gewachsen als bislang angenommen. Es stieg zwischen Juli bis September nicht wie zunächst angenommen um 0,4 Prozent, sondern nur um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie Insee nach endgültigen Berechnungen mitteilte. Damit schnitt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone aber immer noch deutlich besser ab als die Nummer eins Deutschland, deren Wirtschaftsleistung wegen Problemen in der Autoindustrie um 0,2 Prozent schrumpfte.
Am Jahresende dürfte die französische Wirtschaft weiter an Schwung verlieren: Das Statistikamt rechnet nur noch mit einem Plus von 0,2 Prozent. Ein Grund dafür sind die "Gelbwesten"-Proteste, die Mitte November mit Aktionen gegen Benzinpreiserhöhungen begannen. Die Konsumausgaben fielen im vergangenen Monat überraschend um 0,3 Prozent.
Präsident Emmanuel Macron hat mit Zugeständnissen auf die Proteste gegen seine Steuer- und Reformpolitik reagiert, die ein Milliardenloch in die Staatskasse reißen. Das muss mit neuen Schulden gestopft werden. "Der private Konsum dürfte sich in den kommenden Monaten erholen, da die sozialen Spannungen nachlassen und die kürzlich angekündigten Maßnahmen die Kaufkraft der Haushalte mit niedrigem Einkommen erhöhen dürften", sagte UniCredit-Ökonomin Tullia Bucco. "Eine dauerhaftere Erholung der Ausgaben hängt jedoch davon ab, ob sich das Vertrauen der Konsumenten nachhaltig verbessert."