FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Schwenk der großen Autobauer in Richtung Elektroautos weckt Hoffnungen für Infineon (XETRA:IFXGn). Die Anleger griffen am Mittwoch verstärkt zu den Aktien des Chipherstellers und katapultierten sie mit plus 2,10 Prozent auf 13,36 Euro unter die Spitzenwerte im Dax (DAX). Damit machten die Papiere nicht nur ihre Vortagesverluste mehr als wett, sondern konnten letztlich auch die Gewinne der vergangenen Tage ausbauen.
"Der Strategieschwenk von Autobauern in Richtung E-Cars gibt Auftrieb. Das wird als große Marktchance für Infineon gesehen", kommentierte Frank Schneider vom Handelshaus Alpha die Kursgewinne. Denn Chips würden inzwischen überall in der Autobranche benötigt, sagte Analyst Wolfgang Donie von der NordLB, egal ob im Bereich alternative Antriebe, autonomes Fahren oder Digitalisierung.
AUTOBAUER SETZEN AUF ELEKTRONIK
In Berlin hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Vorabend die Pläne des Premiumherstellers bekräftigt, auf dem Pariser Autosalon ein neues Langstrecken-Elektroauto vorzustellen. "Das Auto der Zukunft wird elektrisch und emissionsfrei sein", hatte Zetsche gesagt.
Erst eine Woche zuvor hatte der durch den Dieselabgas-Skandal gebeutelte Volkswagen-Konzern (XETRA:VOW3) seine neue Strategie bis zum Jahr 2025 vorgestellt. Milliardensummen sollen für die Entwicklung von Elektroautos, neue Dienstleistungen und autonomes Fahren ausgegeben werden. Auch Daimler-Konkurrent BMW (XETRA:BMWG) zieht in Sachen Elektromobilität mit und baut seine Elektroauto-Tochter "BMW i" in Richtung autonomes Fahren um.
"Alles was elektrisch oder elektronisch ist im Auto, braucht Chips", so Analyst Donie. Die Trends in der Autobranche kämen daher wie gerufen für den Münchner Konzern, der hier sehr stark aufgestellt ist. "Das Segment Automotive ist mit einem Anteil von 41 Prozent am Konzernumsatz im vergangenen Jahr eines der wichtigsten von Infineon", sagte der Experte der NordLB. Zugleich sei es mit einem Zuwachs von 20 Prozent im Vergleich zu 2014 sehr wachstumsstark.
HÄNDLER SIEHT SHORTSELLER AUF DEM RÜCKZUG
Infineon und andere Halbleiteraktien zählen laut Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner seit einiger Zeit zu den "heimlichen Gewinnern an den Weltbörsen". Das läge neben der zunehmenden Verbreitung von Chips in vielen Branchen auch an der Branchenkonsolidierung. Infineon etwa ist der am zweitbesten gelaufene Dax-Wert in diesem Jahr mit einem Plus von 39 Prozent, nur noch übertrumpft von Adidas mit einem Zuwachs von 75 Prozent. Der Dax insgesamt schaffte seit dem Jahreswechsel ein Plus von knapp 7 Prozent.
Eine Folge des guten Laufs sei auch, dass zuvor beliebte Leerverkaufspositionen im Chipsektor zunehmend risikoreicher würden und große sogenannte Shortseller ihre Position eindeckten oder stark reduzierten, sagte Lipkow. Mit Leerverkäufen spekulieren Anleger auf fallende Kurse. Sie leihen sich Aktien, um diese am Markt zu verkaufen, in Erwartung diese später günstiger zurückkaufen zu können.