TEHERAN (dpa-AFX) - Die Reformer um Präsident Hassan Ruhani haben nach Informationen mehrerer Medien am Samstag auch bei der Stichwahl im Iran gewonnen. Die Koalition der Reformer und der gemäßigten Konservativen, die sich die "Liste der Hoffnung" nennt, haben demnach 60 Prozent der Stimmen errungen. 10 Prozent gingen an unabhängige Kandidaten, die Hardliner kamen nur auf 30 Prozent.
Damit hat die Pro-Ruhani-Koalition ihren Erfolg von der Parlamentswahl im Februar fortgesetzt. Zur Wahl standen die restlichen 68 der insgesamt 290 Sitze. Wie schon im Februar gab es erneut eine Pleite für die regimetreuen Hardliner. Die amtlichen Endergebnisse sollen vom Innenministerium bis Samstagabend bekanntgegeben werden. Die Wahlbeteiligung lag bei 59 Prozent.
Auch die Anzahl der Frauen im Parlament hat sich verdoppelt. Nach den 14 in der ersten Runde, haben es in der Stichwahl 4 weitere Frauen in die Legislative geschafft. 17 von ihnen sind vom Reformlager, eine ist unabhängig. Derzeit ist aber nur von 17 Frauen die Rede, da das Schicksal der jungen Reformerin Minu Chaleghi noch unklar ist.
Die 30-jährige Juristin hat zwar im Februar die Wahl in der Stadt Isfahan gewonnen, aber ihr Sieg wurde vom Wahlaufsichtsgremium wegen "moralischer Bedenken" aberkannt. Angeblich sollen von der unverheirateten Studentin ohne ihr Wissen private Fotos an das Gremium weitergeleitet worden sein. Die zeigen sie bei einer privaten Auslandsreise händchenhaltend mit ihrem Freund.
Eine Pleite erlebte auch der ehemalige iranische Vizepräsident Mohammed-Resa Mirtadscheddini. Der Stellvertreter von Hardliner Mahmud Ahmadinedschad war einer der Top-Kandidaten in Täbris, der Hauptstadt der Provinz Aserbaidschan. Dort aber landete der Ahmadinedschad-Vize abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Mit der neuen Machtkonstellation im Parlament rechnen Beobachter mit einem Sieg von Ruhani bei der für Mai 2017 geplanten Präsidentschaftswahl. Da die Elite der Hardliner bei der Parlamentswahl abgewählt worden ist, hat sich Ahmadinedschad als Gegenkandidat von Ruhani ins Spiel gebracht. "Wir sehen uns - so Gott will - 2017", so der ex-Präsident in einem Treffen Anfang des Monats mit seinen Anhängern.