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Veröffentlicht am 18.12.2012, 20:41
Börsen-Zeitung: Hapag-Süd, Kommentar zur angekündigten Prüfung eines

Zusammenschlusses der Reedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd, von

Gottfried Mehner.

Frankfurt (ots) - In der Not fallen Zusammenschlüsse häufig

leichter. Bei großer und ganz großer Not gilt das vermutlich erst

recht. Die große Frage ist, wo genau bei den größten deutschen

Linienreedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd, die eine Fusion prüfen,

derzeit die Pegel stehen, ob es bald schon heißt: 'Frauen und Kinder

zuerst'.

Versuche, die beiden Reedereien in einen Konvoi zu bringen, hat es

wiederholt gegeben. Zuletzt wurde es im Herbst 1996 versucht. Ein

ganz schlechtes Timing, denn Hamburg Süd feierte damals gerade ihr

125-jähriges Bestehen. Reedereien sind stolze und traditionsbewusste

Gebilde. Man habe über eine weitreichende Zusammenarbeit in der

Container-Linienschifffahrt geredet, hieß es damals: 'Weitergehende

Presse-Darstellungen mit Blick auf eine Fusion seien spekulativ und

ohne jede Basis.'

Von den Fahrtgebieten her passten Hapag-Lloyd (heute weltweit die

Nummer 6) und Hamburg Süd (Rang 12) schon damals hervorragend

zusammen - und sie tun es immer noch. Hamburg Süd ist stark in der

Südamerika-Fahrt unterwegs, und Hapag-Lloyd schlägt sich auf der

Ost-West-Rennstrecke Asien-Europa wacker. Durch die Übernahme der

kanadischen CP deckt sie inzwischen auch Nordamerika gut ab, was in

diesen Zeiten ziemlich hilfreich ist. Das zentrale Asset von

Hapag-Lloyd ist ihre avancierte IT. Wie wenige andere Reedereien weiß

sie genau, auf welchen Strecken noch Geld verdient wird - oder die

Verluste am geringsten sind.

Den Trend zu weltumspannenden Logistiknetzen hat die mit großem

Abstand weltweit führende dänische Mærsk Line vorgegeben, die mit 580

Frachtern auf den sieben Meeren unterwegs ist. Nach der Integration

der amerikanischen Sealand und der britischen P&O setzt der

Marktführer die Branche mit dem weltumspannenden und zeitlich

garantierten Lieferservice 'Mærsk Daily' enorm unter Druck. Und Mærsk

wird in den nächsten Jahren 20 Mega-Carrier mit einer gigantischen

Transportkapazität von jeweils 18000 Standardcontainern in Fahrt

bringen. Das Frachtraumangebot steigt also weiter rasant und drückt

auf die Preise.

Das Ratendesaster wird sich in diesem Umfeld daher ungebremst

fortsetzen und den Konsolidierungsdruck erhöhen. Bei Hapag-Lloyd muss

sich jetzt zeigen, ob die mit einem Höchstmaß an Financial

Engineering aus der Tui-Sphäre hinauskomplimentierte Großreederei

schon genügend Gestaltungsspielraum hat, um eine faire

Rollenverteilung hinzubekommen.

(Börsen-Zeitung, 19.12.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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