Von Scott Kanowsky
Investing.com - Die Aktien von Cartier-Eigentümer Compagnie Financiere Richemont SA (SIX:CFR) legten am Freitagmorgen einen Kurssprung hin, nachdem das Schweizer Luxushaus im 2. Quartal besser als erwartete Umsätze und einen Betriebsgewinn für das erste Halbjahr veröffentlicht hatte.
Der Umsatz stieg im Zeitraum Juli bis September währungsbereinigt um 19 % auf 5,02 Mrd. Euro (1 Euro = 1,0259 USD), was zum Teil auf die starke Performance in Europa zurückzuführen war. Die Nachfrage in Europa wurde hauptsächlich von Touristen aus Nordamerika und dem Nahen Osten angekurbelt, die von der jüngsten Entwertung des Euros profitieren.
Die Quartalsumsätze übertrafen die Prognosen der Analysten für ein Wachstum von 9 %. Die wichtigsten Geschäftsbereiche übertrafen ebenfalls die Umsatzschätzungen und legten um 21 % bzw. 16 % zu.
Ladenschließungen aufgrund strenger Corona-Lockdowns auf dem chinesischen Festland belasteten jedoch den Umsatz in der Region Asien-Pazifik. Der Halbjahresgewinn aus fortgeführten Aktivitäten stieg im Jahresvergleich um 40 % auf 2,1 Mrd. Euro. Damit lag das Ergebnis 15 % über den Konsensschätzungen.
„Richemont lieferte im ersten Halbjahr 2023 eine wesentlich besser als erwartete Umsatz- und Betriebsergebnis-Performance, was auf den ersten Blick zu einer Konsensverbesserung im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich [Gewinn vor Zinsen und Steuern] für das Geschäftsjahr 2023 führen könnte“, schrieben Stifel-Analysten in einem Kommentar.
Der Vorsitzende von Richemont, Johann Rupert, begrüßte die Ergebnisse als „stark“, warnte jedoch vor der Ungewissheit der wirtschaftlichen und politischen Aussichten in Europa und anderen wichtigen Märkten für das Unternehmen. Er fügte hinzu, dass der Konzern „wahrscheinlich vor volatilen Zeiten stehen wird“. Grund sind die Zinsanhebungen vieler Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation.
Unterdessen wurde Richemont, wie bereits im August bekanntgegeben, von einer Belastung in Höhe von 2,7 Mrd. Euro getroffen, die aus dem Verkauf des angeschlagenen E-Commerce-Unternehmens Yoox Net-a-Porter an den Online-Konkurrenten Farfetch (NYSE:FTCH ) und dem emiratischen Investor Mohamed Alabbar entstand.
Unter Berücksichtigung dieser Auswirkungen und der Halbjahres-Performance von YNAP verzeichnete das Unternehmen hinter High-End-Marken wie Van Cleef & Arpels und Mont Blanc einen Verlust von 766 Mio. Euro bis zum 30. September. Im Vorjahreszeitraum konnte der Konzern einen Gewinn von 1,2 Mrd. Euro verbuchen.
Rupert verteidigte den Schritt, YNAP zu veräußern. Er sagte, er werde sein „langjähriges Ziel verwirklichen, [es] zu einer neutralen branchenweiten Plattform ohne kontrollierenden Anteilseigner zu machen“. Richemont war auch von einigen aktivistischen Investoren unter Druck gesetzt worden, YNAP zu verkaufen.
„Alles in allem sollten die sequentielle Wachstumsbeschleunigung und die starke Rentabilität die Anleger beruhigen, die sich keine Sorgen über die zukünftige Belastung durch die Vergangenheit mit YNAP machen müssen“, schrieben die Stifel-Analysten.