ESSEN (dpa-AFX) - Kurzer Auftritt für Hochtief (ETR:HOT)-Konzernchef Marcelino Fernandez Verdes bei der Hauptversammlung des Essener Baukonzerns: Nur drei Redner wollten bei dem Aktionärstreffen am Mittwoch den Manager zu seiner Strategie bei dem mehrheitlich vom spanischen Konkurrenten ACS SCM:ACS (FSE:OCI1) übernommenen Unternehmen befragen. Der Großaktionär aus Madrid hält mittlerweile 58,9 Prozent an dem Unternehmen, weitere 11,1 Prozent sind im Besitz der Qatar Holding. Nur noch etwa 30 Prozent der Aktien sind im sogenannten Streubesitz. Der Mehrheitsübernahme durch ACS war ein erbitterter Abwehrkampf vorausgegangen.
"Im letzten Jahr haben wir unsere wichtigsten Ziele festgelegt und wir haben diese Ziele rigoros verfolgt", sagte Fernandez Verdes. Nähere Angaben zum Stand der Umsetzung des angekündigten Abbaus von bis zu 1000 Stellen in Deutschland machte er nicht. Stattdessen überraschte er mit der Ankündigung, in Deutschland "schon bald wieder" neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Dazu müssten sich jedoch die Konjunktur und das Marktumfeld weiter positiv entwickeln, sagte der spanische Manager.
Die Verantwortung für das Europageschäft der Hochtief-Tochter Solutions gab der Konzernchef an den Manager Nikolaus Graf von Matuschka ab, der künftig auch im Vorstand der Obergesellschaft Hochtief AG sitzt. Neu einziehen soll auch der langjährige ACS-Manager Jose Ignacio Legorburo, der in den Vorständen beider Gesellschaften vertreten sein soll. Fernandez Verdes bleibt Chef bei der wichtigsten Hochtief-Tochter Leighton ASX:LEI (FSE:LTH).
Zu Spekulationen über seine weitere Karriere machte Fernandez Verdes keine Angaben. Erst vor einigen Wochen hatte ACS-Präsident Florentino Perez den Hochtief-Chef in einem Interview zu seinem Nachfolger erklärt. Einen Zeitplan hatte Perez dabei jedoch nicht genannt. Der langjährige ACS-Manager Fernandez Verdes hatte nach der Machtübernahme durch den spanischen Konzern Ende 2012 die Führung von Hochtief übernommen.
An der Spitze von Hochtief hatte Fernandez Verdes seitdem eine ganze Reihe von Beteiligungsverkäufen eingeleitet und sich unter anderem vom Flughafengeschäft und den Serviceaktivitäten des Konzerns getrennt. Bei der profitablen australischen Konzerntochter Leighton strebt das Unternehmen dagegen eine Aufstockung seines Anteils von derzeit rund 60 Prozent auf etwa 74 Prozent an. Eine vollständige Übernahme sei jedoch nicht geplant, versicherte der Hochtief-Chef.
Mit dem Start ins neues Geschäftsjahr zeigte sich der Konzernchef zufrieden. In den ersten drei Monaten 2014 stieg der Konzerngewinn um 1,3 Prozent auf 44,1 Millionen Euro. Bereinigt um Einmaleffekte wie Unternehmensverkäufe und Restrukturierungen habe das Plus bei 22,7 Prozent auf 53,3 Millionen Euro gelegen, teilte das Unternehmen mit. Fernandez Verdes kündigte an, die konzernweite Reorganisation des Unternehmens weiter vorantreiben zu wollen.tb