FRANKFURT (dpa-AFX) - 'Außer Spesen nichts gewesen' hat zur Wochenmitte das Motto am deutschen Aktienmarkt gelautet. Der Dax (DAX) legte zunächst zu und schaute am frühen Nachmittag sogar kurz über die runde Marke von 11 500 Punkten. Als dann aber die Wall Street den Rückwärtsgang einlegte, folgte der Dax diesen schwachen Vorgaben, gab die Gewinne wieder ab und schloss am Ende quasi unverändert bei 11 419,04 Punkten. An die Erholung des Vortages konnte der Dax damit nicht anknüpfen.
Erneut könnte der Brexit für Vorsicht unter den Investoren gesorgt haben. Denn am Abend sucht das britische Parlament auf eigene Faust einen Ersatz für das umstrittene Austrittsabkommen. Zwei Mal lehnten die Abgeordneten bereits den zwischen Premierministerin Theresa May und Brüssel vereinbarten Deal ab. Die Lösung sollen nun "indicative votes" bringen: Mit diesen Probeabstimmungen soll ausgelotet werden, für welche Alternative es eine Mehrheit im Parlament gibt. Sprächen sich die Abgeordneten für eine der Optionen aus, wäre das zwar rechtlich nicht bindend, aber für May schwer zu ignorieren.
Für den Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) ging es am Mittwoch um 0,47 Prozent auf 24 713,48 Punkte abwärts. Hier belasteten hohe Kursverluste der Chip-Titel Siltronic (4:WAFGn) und Dialog Semiconductor (4:DLGS) nach einer Gewinnwarnung von Infineon (4:IFXGn).
Die Aktien von Infineon (4:IFXGn) sackten nach einer pessimistischeren Jahresprognose des Chipkonzerns um mehr als fünf Prozent ab. Schwäche zeigt vor allem der chinesische Automobilmarkt als Abnehmer. "Wir sind zuletzt vorsichtig geworden mit Blick auf die Geschäftsaussichten der Chip-Branche im zweiten Halbjahr", sagte Analyst Stacy Rasgon von Bernstein Research. Die Lagerbestände befänden sich nach wie vor auf sehr hohem Niveau.
An der Spitze des Dax lagen Deutsche Bank (4:DBKGn) mit einem Plus von knapp drei Prozent. An der MDax-Spitze fanden sich Commerzbank (4:CBKG) mit einem Gewinn von fünf Prozent. Als kursstützend werteten Händler Aussagen der EZB zu den historisch niedrigen Zinsen. Diese belasten die Erträge der Banken schon seit langem. Nun erwägen Europas Währungshüter Maßnahmen gegen die Nebenwirkungen negativer Zinsen.
Die Aktien des Kunststoffspezialisten Covestro (4:1COV) gewannen 2,3 Prozent. Sie folgten dem achtprozentigen Kurssprung des chinesischen Konkurrenten Wanhua, der laut einem Händler von positiven Preissignalen für ein wichtiges Schaumstoffvorprodukt profitierte.
Daimler (4:DAIGn)-Aktien gewannen 1,9 Prozent. Der Autobauer steht laut "Financial Times" kurz vor dem Verkauf der Hälfte seiner Kleinwagentochter Smart an den chinesischen Autokonzern Geely (21:0175). Die Zeitung berief sich auf informierte Kreise.
Papiere von Südzucker (4:SZUG) brachen nach hohen Wertberichtigungen des Zuckerproduzenten um fast zwölf Prozent ein. Händler monierten, dass die Zuckersparte das Problemkind des Konzerns bleibe. Südzucker will nun die Dividende mehr als halbieren.
Der Kohlefaserspezialist SGL Group (4:SGCG) hatte 2018 die eigenen Ziele übertroffen, was die Aktien um acht Prozent nach oben trieb. Die Aktien des Hamburger Hafenbetreibers HHLA (0:HHFAd) gewannen nach einem positiven Geschäftsausblick 2,7 Prozent. Die Papiere des Werbevermarkters Ströer (4:SAXG) verbuchten nach den endgültigen Jahresergebnissen ein Plus von 3,6 Prozent.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schloss am Mittwoch u 0,08 Prozent höher auf 3322,04 Zählern. Die Börsen in Paris und London schlossen mit moderaten Abschlägen.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,09 Prozent am Vortag auf minus 0,13 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,15 Prozent auf 143,10 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) legte am Abend um 0,47 Prozent auf 166,48 Punkte.
Der Eurokurs notierte zuletzt bei 1,1262 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1261 (Dienstag: 1,1291) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte somit 0,8880 (0,8857) gekostet.