BERLIN (dpa-AFX) - Radio-Bremen-Programmdirektor Jan Weyrauch wird doch nicht bei der Intendantenwahl beim öffentlich-rechtlichen ARD-Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) antreten. Er habe sich entschieden, nicht zu kandidieren, teilte Weyrauch am Donnerstag - einen Tag vor der Wahl - der Deutschen Presse-Agentur mit. Hintergrund ist eine aufgekommene Debatte um die Höhe des künftigen Intendantengehalts in dem Sender.
Weyrauch teilte der dpa mit, er habe von Anfang an gegenüber der Findungskommission und den RBB-Aufsichtsgremien transparent gemacht, dass er selbstverständlich bereit sei, im Vergleich zum Gehalt von Interims-Chefin Katrin Vernau Abstriche in Kauf zu nehmen. Das Gehalt von Vernau liege bereits deutlich unter dem der nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft fristlos entlassenen Senderchefin Patricia Schlesinger. Das erscheine ihm als ein Gebot der Stunde, teilte Weyrauch mit. Weiter führte er aus: "Während des Prozesses wurden allerdings Vorstellungen zur Gehaltsspanne des Intendantenvertrages ins Spiel gebracht, bei denen ich auch aus strategischen Überlegungen für die Folgewirkung auf das gesamte Gehaltsgefüge im RBB bei allem Verständnis für den sorgsamen und sparsamen Umgang mit Beitragsgeldern nicht mitgehen kann."
Weyrauch war erst nachträglich öffentlich als Kandidat präsentiert worden. Die Gremiengeschäftsstelle hatte mitgeteilt: Weyrauch habe bereits zum Kandidatenkreis gehört, sei dann aber aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die Vertragskonditionen ausgeschieden. Dann kam er doch auf die Liste, weil er mitgeteilt habe, dass er trotz unveränderter Rahmenbedingungen nun doch für die Kandidatur zur Verfügung stehe. RBB-Personalvertreter hatten dafür gekämpft, dass er auf die Liste kommt und zugleich kritisiert, dass im Bewerbungsverfahren das Thema Gehalt angesprochen worden sei.
Weyrauch teilte am Donnerstagabend auch mit, seine Hoffnung sei es gewesen, dass es eventuell im Laufe des Prozesses durch den gegenseitigen Austausch zu einem grundsätzlichen Umdenken in dieser Frage kommt. "Diese Signale habe ich aber nicht erhalten. Damit ist absehbar, dass - im Fall meiner Wahl - ein Vertrag nicht zustande kommen würde. Daran kann niemand ein Interesse haben." Der Rückzug tue ihm sehr weh.
Am Freitag (14.00 Uhr) kommt das Aufsichtsgremium Rundfunkrat zusammen und stimmt in Potsdam über die Vergabe des höchsten Postens in dem öffentlich-rechtlichen ARD-Sender ab. Zur Wahl stehen jetzt nur noch zwei Kandidatinnen: Heide Baumann (50, zuletzt Mitglied der Geschäftsführung von Vodafone (LON:VOD) Deutschland) und Ulrike Demmer (50, von 2016 bis 2021 stellvertretende Sprecherin der vergangenen schwarz-roten Bundesregierung).