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OTS: Bain & Company / Studie von Bain & Company zur Profitabilität im ...

Veröffentlicht am 01.08.2013, 09:31
Aktualisiert 01.08.2013, 09:32
Studie von Bain & Company zur Profitabilität im europäischen

Bankensektor / Nur wenige europäische Banken verdienen ihre

Kapitalkosten

München (ots) -

- Erstmalige Analyse der finanziellen Situation von 121 europäischen

Banken zeigt:

- Die risikogewichtete Rendite liegt durchschnittlich weit unter

den Kapitalkosten

- Fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise vernichten

viele europäische Banken weiter Wert

- Konjunktur im jeweiligen Heimatmarkt beeinflusst Rentabilität

entscheidend

- Deutsche Banken liegen im internationalen Vergleich nur im

Mittelfeld

- Bankensektor steht vor weiterer Restrukturierung

Eine hohe Kreditrisikovorsorge und steigende operative Kosten

tragen maßgeblich dazu bei, dass es vielen europäischen Banken auch

fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise nicht gelingt, ihre

Kapitalkosten zu verdienen. Die risikogewichtete Rendite (Return on

Risk Weighted Assets, RoRWA) lag 2012 durchschnittlich bei 0,5

Prozent. In einer neuen Studie analysiert die internationale

Managementberatung Bain & Company die Profitabilität der

Finanzinstitute in den wichtigsten europäischen Märkten und

angrenzenden Staaten. Deutsche Banken (RoRWA: plus 0,7 Prozent)

schlagen sich demnach besser als Finanzinstitute in anderen großen

Eurostaaten wie Frankreich (plus 0,3 Prozent) und Italien (minus 0,6

Prozent). Doch ihre Rentabilität erreicht bei Weitem nicht das Niveau

der Banken in Skandinavien (plus 1,9 Prozent) sowie in

wachstumsstarken Volkswirtschaften wie der Türkei (plus 4,9 Prozent).

Für die Studie analysierte Bain die Entwicklung von 121 Banken aus

der Europäischen Union, den vier wachstumsstärksten GUS-Staaten,

Südafrika und der Türkei in den Jahren 2008 bis 2012. Das Ergebnis:

Im Durchschnitt fiel die Rendite der risikogewichteten Aktiva, der

sogenannte RoRWA, bis 2012 auf 0,5 Prozent. 2010 hatte sie sich

immerhin noch auf 1,3 Prozent belaufen. Dies entspricht für 2012

einer Eigenkapitalrendite (RoE) von 4,9 Prozent, die damit weit unter

den Kapitalkosten der Banken liegt. Demzufolge vernichten viele

europäische Banken fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise

weiterhin Wert. Bei anhaltendem Druck auf Erlöse und Margen lässt

sich das vor allem auf zwei Faktoren zurückführen: Uneinbringliche

und ausfallgefährdete Kredite erforderten 2012 höhere

Wertberichtigungen und verursachten entsprechende Risikokosten.

Gleichzeitig stiegen seit 2010 die operativen Kosten gemessen am

Anteil an den risikogewichteten Aktiva und den Erträgen deutlich an.

Die durchschnittliche Cost-Income-Ratio der europäischen Banken lag

2012 bei 70 Prozent gegenüber 62 Prozent im Jahr 2010.

Walter Sinn, Leiter der Banking-Praxisgruppe von Bain & Company im

deutschsprachigen Raum und Co-Autor der Studie, folgert aus den

Ergebnissen: 'Die Situation für europäische Banken bleibt

herausfordernd. Angesichts weiterhin schwieriger Marktbedingungen und

verschärfter Regulierung müssen die Renditeansprüche gesenkt werden.

Mehr denn je kommt es jetzt auf ein konsequentes Bilanz- und

Kostenmanagement an. Die Restrukturierung des europäischen

Bankensektors ist noch lange nicht zu Ende.'

Regionale Unterschiede: Wachstumsmärkte schneiden besser ab

Die Analyse offenbart einen engen Zusammenhang zwischen der

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in einem Land und der

jeweiligen risikogewichteten Rendite der dort beheimateten

Finanzinstitute. So lag der RoRWA 2012 in den krisengeplagten

Kernmärkten Europas durchschnittlich bei lediglich 0,1 Prozent. Für

wachstumsstarke Länder wie Polen und die Türkei ergibt die Analyse

ein ganz anderes Bild: Hier liegt die risikogewichtete Rendite im

Durchschnitt bei 3,3 Prozent und damit über den Kapitalkosten. Das

Wachstum in diesen Märkten beruht vor allem auf hohen Zinsergebnissen

und Gebühreneinnahmen. Hinzu kommen ein Anstieg der Margen und ein

Rückgang der Risikokosten in den Jahren 2008 bis 2012. Ein zentrales

strategisches Thema für international tätige Banken ist vor diesem

Hintergrund der Aufbau entsprechender Präsenzen in den

Wachstumsmärkten der Zukunft.

In den Kernmärkten Europas steht die Profitabilität der Banken

unter Druck. Es gibt allerdings erhebliche Unterschiede in der

Performance der einzelnen Häuser. Ein effizientes Management bleibt

vor diesem Hintergrund ein entscheidender Erfolgsfaktor, denn der

laufende Umbau der Geschäftsmodelle stellt europäische Banken vor

enorme Herausforderungen. Zentrale Aufgabe in allen Ländern ist die

entschlossene Restrukturierung und damit verbunden Themen wie

De-Leveraging und Kostenreduzierung. Hinzu kommen ein systematisches

Risikomanagement sowie eine konsequente Reaktion auf die

Veränderungen im Kundenverhalten infolge des anhaltenden

Vertrauensverlusts.

Bei Banken kommt es auf die Größe an

Größe hat einen entscheidenden Einfluss auf die Rentabilität der

Banken. In den europäischen Kernmärkten schnitten die zehn größten

grenzüberschreitend tätigen Banken gemessen an der Summe der Aktiva

und der Marktkapitalisierung am besten ab: Ihre risikogewichtete

Rendite lag im Durchschnitt bei 0,9 Prozent. Sie waren vor allem in

der Lage, höhere Zinsmargen und Gebühren mit ihren risikogewichteten

Aktiva zu verdienen. Diesen Vorteilen auf der Ertragsseite standen

allerdings auch die höchsten Kostensteigerungen gegenüber. 'Es fällt

auf, dass gerade die großen paneuropäischen Banken auf der

Kostenseite seit 2010 zugelegt haben', erklärt Bain-Bankenexperte

Walter Sinn. 'Trotz notwendiger Investitionen in Digitalisierung und

IT-Plattformen steht für diese Häuser das Thema Kosteneffizienz ganz

oben auf der Agenda.'

Kleinere, lokal in einem Land tätige Finanzinstitute kämpfen

aktuell vor allem mit ausfallgefährdeten Krediten und stagnierenden

Erträgen. Diese Banken haben seit Anfang der Krise die größten

Restrukturierungsanstrengungen unternommen und dabei Risk Weighted

Assets (RWA) von 20 Prozent abgebaut. Doch die risikogewichtete

Rendite lag auch danach im Durchschnitt bei minus 1,1 Prozent. Dies

unterstreicht, dass kleinere Finanzinstitute bis heute erheblich

stärker unter den Folgen der globalen Finanzkrise leiden.

Deutsche Banken liegen nur im Mittelfeld

Ein wichtiger Einflussfaktor für die Lage der Banken ist die

Konjunktur im jeweiligen Heimatmarkt. Dies gilt vor allem für die

wachstumsstarken Länder am Rande Europas und darüber hinaus. Die

höchste risikogewichtete Rendite in der Bain-Studie erzielten 2012

türkische Banken, die bereits seit 2008 mit polnischen und

südafrikanischen Finanzinstituten um die Spitzenposition ringen (vgl.

Tabelle). Daneben entwickelten sich die Banken in Skandinavien und

Österreich am beständigsten. Deutsche, Schweizer sowie belgische und

niederländische Banken befinden sich seit der Finanzkrise im Aufwind.

Britische und französische Banken treten dagegen auf der Stelle,

obwohl Standard Chartered, HSBC und BNP Paribas zu den 15 besten

Banken in Europa zählen. Die schwächsten Werte erzielten

Finanzinstitute in Irland, Portugal und Spanien - eine Folge der

Staatsschuldenkrise und der tiefen Rezession in diesen Ländern.

'Einige europäische Banken könnten an der Restrukturierung

scheitern', sagt Bain-Partner Walter Sinn. 'Für die kommenden Jahre

ist daher eine stärkere Dynamik hinsichtlich der Übernahme von Banken

in Europa und eine weitere Konsolidierung zu erwarten.'

Zentrale Bausteine zur Optimierung der Rentabilität

Wie können Banken der Dauerkrise entkommen? Die Bain-Studie zeigt

die vier entscheidenden Stellhebel, mit denen Finanzinstitute ihre

Erträge steigern, ihre Kosten senken und ihr Risikoprofil verbessern

können:

- Zur Steigerung der Profitabilität über das Niveau der

Kapitalkosten bedarf es eines konsequenten Umbaus der

Geschäftsmodelle. Die kommende Regulierung begünstigt die notwendige

stärkere Konzentration auf das Kerngeschäft.

- Unabhängig von ihrer Größe und ihrem Standort müssen die Banken

ihre Kosten weiter reduzieren. Nachdem die Finanzinstitute in den

vergangenen Jahren leicht realisierbare Sparmaßnahmen durchgesetzt

haben, gilt es jetzt, eine nochmalige und nachhaltige Senkung der

Kosten um mehr als 20 Prozent zu erreichen.

- Die Banken müssen ihre Assets noch stärker zurückführen, also

das De-Leveraging verstärken. Durchschnittlich haben europäische

Banken seit 2008 ihre RWA nur um vier Prozent gesenkt, das

Risikoprofil blieb dabei weitgehend unverändert.

- Größere Banken können ihre Stellung durch Übernahme von Aktiva

kleinerer, lokal tätiger Banken sowie von Finanzinstituten in den

wachstumsstarken europäischen Peripherieländern ausbauen.

Entscheidend ist hierfür ein intelligentes Management sämtlicher

Aktivitäten in der Region.

Bain-Experte Walter Sinn fasst zusammen: 'Die Suche nach der neuen

Normalität im europäischen Bankensektor geht weiter, die

Restrukturierung tritt in die nächste Phase ein. Banken müssen jetzt

mit aller Entschlossenheit handeln.'

Die risikogewichtete Rendite

Die risikogewichtete Rendite (engl. Return on Risk Weighted

Assets, RoRWA) stand lange im Schatten anderer Kennzahlen im

Bankensektor. Dabei erlaubt sie wie kaum eine andere Größe einen

gleichzeitigen Blick auf die Bilanz und die Ertragsrechnung. Sie wird

ermittelt als das Verhältnis aus operativem Vorsteuerergebnis und

risikogewichteter Aktiva. Im Zeitablauf zeigt sie damit im Nenner,

wie gut das Risikomanagement einer Bank funktioniert, und im Zähler,

wie sich Erträge und Kosten entwickeln.

OTS: Bain & Company

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Pressekontakt:

Leila Kunstmann-Seik, Bain & Company Germany, Inc., Karlsplatz 1,

80335 München

E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com, Tel.: +49 (0)89 5123 1246,

Mobil: +49 (0)151 5801 1246

- Querverweis: Ein Überblick liegt in der digitalen

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