Schwellenländeraktien standen zuletzt in unterschiedlichen Medien in der Kritik. So titelte die Financial Times im Februar 2022 noch: „Emerging markets: All risk and few rewards?“ Im Jahr zuvor war im Handelsblatt zu lesen: „Vorsicht bei Schwellenländern: Warum Anlagen hier riskanter werden“. Solche Schlagzeilen können Privatanleger, die ihre Ersparnisse zur Sicherung ihrer Altersvorsorge unter anderem in ebendiese Anlageklasse investieren, ziemlich verunsichern. Hier also ein paar Überlegungen dazu, ob es immer noch sinnvoll ist, in die Emerging Markets zu investieren.
Warum standen Schwellenländeraktien zuletzt in der Kritik?
Auch auf geopolitischer Ebene scheint in vielen Schwellenländern einfach keine Ruhe einzukehren. Dabei bereitet vor allem China mit seiner eigenwilligen Staatsdiktatur den Anlegern Sorge. Die undemokratische Innen- und Außenpolitik, der Umgang mit Minderheiten, der Vorwurf des Diebstahls geistigen Eigentums und der Industriespionage oder auch der mögliche Ausschluss chinesischer Unternehmen von westlichen Börsenplätzen sind allesamt Risikofaktoren für Anleger.
Gehören Schwellenländeraktien trotzdem ins Portfolio?
Und zweitens sollte der Hauptgrund zur Aufnahme von Schwellenländeraktien ins Portfolio nicht darin bestehen, dass sie langfristig möglicherweise höhere Renditen erzielen, sondern vielmehr darin, dass sie ein wesentlicher Bestandteil des weltweiten Aktienmarktes sind. Sie erzeugen rund 40 bis 50 % der globalen Wirtschaftsleistung und beheimaten über 85 % der Weltbevölkerung. Als Privatanleger investiert man nur dann global diversifiziert, wenn man auch Emerging-Market-Titel im Portfolio hat. Dieses Argument führt auch ETF-Experte und Weltportfolio-Verfechter Gerd Kommer immer wieder an (der im Übrigen ganz ausführlich über dieses Thema gebloggt hat).
Was außerdem für Schwellenländeraktien spricht, ist ihre attraktiv niedrige Korrelation zu Industrieländeraktien. Diese hat in den letzten Jahren sogar tendenziell noch abgenommen, weil die Globalisierung der Wirtschaft nun teilweise wieder rückgängig gemacht wird. Auslöser dafür waren unter anderem die während der Coronapandemie aufgetretenen Lieferkettenstörungen. Die verhältnismäßig niedrige Korrelation trägt langfristig zur Erhöhung der risikogewichteten Rendite des Portfolios bei, da dadurch der renditeschmälernde Effekt der Volatilität (sogenannte „Volatility Drag“) verringert wird.
Umsetzung im Portfolio
Ebenso wie bei anderen Regionen gilt bei Schwellenländeraktien der Grundsatz einer breiten Diversifizierung. Am besten eignet sich daher ein klassischer Emerging-Market-ETF, zum Beispiel auf den MSCI Emerging Markets. Viele Privatanleger schwören auf eine 70/30-Mischung aus MSCI World (ETR:X010) und MSCI EM im Portfolio. Je nach Risikoneigung kann man die Gewichtung im Portfolio aber auch höher oder niedriger gestalten. Für mich ist jedenfalls sicher: Mein ETF-Sparplan auf den MSCI Emerging Markets läuft fröhlich weiter. Und das wird sich so schnell nicht ändern.
Der Artikel Schwellenländeraktien: Immer noch ein Must-have im Portfolio? ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
Franziska besitzt keine der erwähnten Wertpapiere. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Wertpapiere.
Aktienwelt360 2023