Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Aktienkurs von Siemens Energy (ETR:ENR1n) gab am Montag zur Börseneröffnung in Europa nach, als der Hersteller von Wind- und Dampfturbinen sowie Netzlösungen bekannt gab, dass sich sein Nettoverlust in diesem Jahr aufgrund von Abschreibungen beim Ausstieg aus dem Russland-Geschäft und einer unerwartet hohen Belastung durch seine angeschlagene Tochtergesellschaft Gamesa (F:GAM) ausweiten wird.
Wegen seines Status als Ausrüster des russischen Gasmonopolisten Gazprom (MCX:GAZP) steht das Unternehmen im Kreuzfeuer der Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Russland um Gaslieferungen. Der Nettoverlust stieg in den drei Monaten bis Juni auf 533 Millionen Euro (543 Millionen Dollar) gegenüber 307 Millionen Euro im Vorjahr. Ursache dafür war eine Wertminderung in Höhe von 200 Millionen Euro aufgrund des Ausstiegs aus dem Russland-Geschäft und anhaltend hohe Verluste bei dem in Spanien ansässigen Windturbinenhersteller.
Wie das Unternehmen mitteilte, sind keine weiteren wesentlichen Auswirkungen aus den russischen Wertminderungen zu erwarten. Dieser Posten sei für die insgesamt erwartete Verschlechterung des Jahresergebnisses verantwortlich.
Siemens Energy hatte Anfang des Jahres angekündigt, Kapital zu beschaffen, um Gamesas Minderheitsaktionäre aufzukaufen. Damit will Siemens Energy die Kosten des Unternehmens besser in den Griff bekommen. Diese sind aufgrund höherer Rohstoffpreise und Engpässen in der Lieferkette für wichtige Komponenten in die Höhe geschnellt, auch wenn der anhaltend harte Wettbewerb um die Ausrüstung der weltweit wachsenden Flotte von Windparks die Möglichkeiten zur Preiserhöhung eingeschränkt hat. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von Gamesa ging von einem Gewinn von 54 Millionen Euro im Quartal auf einen Verlust von 131 Millionen Euro zurück.
Die Aktie von Siemens Energy, die mit einem Verlust von über 50 % ein miserables Jahr hinter sich hat, fiel in Frankfurt um 3,0 % und bestätigte damit die Befürchtung, dass es ein langer Weg zurück in die Gewinnzone sein wird.
Es gab jedoch auch einen Lichtblick. Der Auftragsbestand stieg zum Ende des Berichtsquartal auf ein neues Rekordhoch von 93,4 Milliarden Euro. Der Auftragseingang erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 60 % auf 9,84 Milliarden Euro. Grund dafür war der Anstieg der Strompreise in weiten Teilen der Welt, der Investitionen in mehr Erzeugungs- und Übertragungskapazitäten anregte, insbesondere in Europa, dem Nahen Osten und Afrika.
Die Geschäftsführung hielt daher ihre Prognose für das gesamte Geschäftsjahr bis September aufrecht, obwohl sie warnte, dass "weitere negative Auswirkungen im Zusammenhang mit geopolitischen und makroökonomischen Herausforderungen nicht ausgeschlossen werden können".