Berlin, 06. Jul (Reuters) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das US-Pharmaunternehmen Gilead GILD.O aufgefordert, sein nun in der EU zugelassenes Medikament Remdesivir auch nach Europa zu liefern. Das Mittel soll bei der Behandlung von Corona-Infizierten helfen. "Ich erwarte von einem internationalen Konzern wie Gilead, dass man nicht nur EU-Markzugang will und hohe Preise, wenn es um andere Produkte geht", sagte der CDU-Politiker am Montag in einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament. "Dann erwarte ich von der EU-Zulassung auch Lieferung nach Europa." Das habe er dem Unternehmen und dem US-Gesundheitsminister auch klar gemacht, betonte Spahn. Hintergrund ist, dass die US-Regierung mit Gilead den Kauf der Produktion der kommenden Monate für die USA vereinbart hat.
Spahn relativierte zudem die Darstellung des Gesundheitsministeriums, dass die Bundesregierung bereits ausreichende Vorräte von Remdesivir angelegt habe. Es handele sich um "mehrere Hundert Dosen", sagte er. Die Aussage "ausreichend" beziehe sich darauf, dass es in Deutschland derzeit keinen großen Bedarf gebe. Im Gesundheitsministerium wurde darauf verwiesen, dass Remdesivir nur bei einigen Patienten in bestimmten Behandlungssituationen zum Einsatz kommen könne, also keineswegs ein Allheilmittel in der Corona-Bekämpfung sei. Spahn betonte, dass es bisher auch keine Anfragen anderer EU-Staaten gegeben habe. Sollte dies der Fall sein, werde man natürlich kooperieren. Man habe in der Coronakrise anderen EU-Staaten auch Beatmungsgeräte zur Verfügung gestellt. Die EU hatte dem in den USA zur Corona-Behandlung bereits eingesetzten Medikament Remdesivir vergangenen Freitag die Zulassung erteilt.