Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Covid-19-Pandemie ausgenutzt, um die unternehmensfreundlichen Reformen durchzusetzen, die er in den ersten drei Jahren seiner Amtszeit nicht durchsetzen konnte.
Und das spiegelt sich in der heutigen Performance des französischen Aktienmarktes wider.
Das am Donnerstagmorgen von der Regierung formell angekündigte Hilfspaket für die Wirtschaft in Höhe von 100 Milliarden Euro (118 Milliarden Dollar) hat dem französischen Aktienmarkt neues Leben eingehaucht und den CAC 40 um 1,8% nach oben befördert und das, obwohl es bereits seit Wochen erwartet worden war.
Was die Investoren jedoch beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass mehr als ein Drittel des Konjunkturpakets - rund 35 Milliarden Euro - darauf ausgerichtet ist, die strukturelle Wettbewerbsfähigkeit der französischen Unternehmen zu verbessern, unter anderem durch eine Erleichterung ihrer außergewöhnlich hohen Steuerlast. Der Plan sieht eine Steuersenkung für die Hersteller um rund 20 Milliarden Euro in den nächsten zwei Jahren vor.
Damit es nicht so aussieht, als würde es zu viel an die Unternehmen verschenken, hat Macron außerdem 15 Milliarden Euro für die Ausbildung junger Menschen und die Umschulung derjenigen bereitgestellt, die während der Pandemie ihren Arbeitsplatz verloren haben. Premierminister Jean Castex sagte im nationalen Fernsehen, dass diese Maßnahmen bis Ende nächsten Jahres 160.000 Arbeitsplätze schaffen dürften.
Es handelt sich bei dem Plan um den ersten größeren Impuls, der seit der Genehmigung des Sanierungsfonds durch die EU Anfang des Sommers in Europa angekündigt wurde.
Der Zeitpunkt hätte besser nicht sein können: Die jüngsten Umfragen des Beratungsunternehmens IHS Markit, die am Donnerstagmorgen veröffentlicht wurden, zeigten infolge der zweiten Corona-Welle eine Verlangsamung der Erholung von der Corona-Krise in Europa. Frankreich, das weltweit am häufigsten bereiste Land, hat nach Spanien den stärksten Zuwachs an neuen Covid-19-Fällen zu verzeichnen.
Wenn der Plan Frankreichs Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs bringen kann, dann steigt die Chance, dass der CAC 40 seine erhebliche Performance-Lücke gegenüber dem deutschen DAX deutlich verringert.
Auf das Jahr hochgerechnet steht der CAC 40 immer noch gut 14% im Minus, während der DAX mittlerweile ein Plus ausweisen kann. Zu einem gewissen Grad liegt das an den hohen Indexgewichtungen der Banken (die Aktien von BNP Paribas (OTC:BNPQY), Credit Agricole (OTC:CRARY) und Societe Generale (OTC:SCGLY) sind alle über 30% gefallen) und der Luft- und Raumfahrt (zum CAC gehören nicht nur Airbus (PA:AIR), sondern auch Thales (PA:TCFP) und Safran (PA:SAF). Andere große zyklische Titel wie der Stahlproduzent Arcelor und der Werbekonzern Publicis (PA:PUBP) zogen sich ebenfalls stark zurück.
Auch im DAX sind überwiegend zyklische Namen gelistet. Aber wenn die Rotation aus Growth-Aktien in zyklische Werte bis zum Jahresende anhält, dann ist es wohl der CAC, der jetzt die besseren Chancen auf eine Outperformance hat.