Nur jetzt: InvestingPro so günstig wie nie! Greif zu! Bis zu 60% günstiger

Trump könnte Russland-Sanktionsschraube noch anziehen

Veröffentlicht am 27.07.2017, 17:31
© Reuters. Trump departs after his remarks to the American Legion Boys Nation and Auxiliary Girls Nation in the Rose Garden at the White House

Washington/Berlin (Reuters) - US-Präsident Donald Trump spielt offenbar mit dem Gedanken, die Sanktionsschraube gegen Russland noch schärfer anzuziehen, als es das Repräsentantenhaus derzeit plant.

"Er könnte das Sanktionsgesetz genau so unterzeichnen, wie es vorliegt, er könnte aber auch sein Veto mit dem Ziel einlegen, eine noch härtere Regelung für Russland zu verhandeln", sagte Trumps neuer Kommunikationschef Anthony Scaramucci am Donnerstag CNN. Der russische Präsident Wladimir Putin nannte die US-Pläne illegal und "extrem zynisch". Er drohte Vergeltung an, wenn sie Gesetz würden. Eines Tages müsste sich Russland rächen. Die Antwort seines Landes hänge nun davon ab, wie das Gesetz am Ende aussehe. Dennoch setze er darauf, dass sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern irgendwann wieder besserten.

Auch in Deutschland wurden die Stimmen lauter, die von Gegenmaßnahmen sprachen, weil die US-Pläne auch Firmen in Deutschland und europäischen Partnerländern bedrohten. Die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries beklagte das und warnte vor einem Handelskrieg mit den USA. "Es gibt die Möglichkeit von Gegensanktionen, das sieht die Welthandelsorganisation so vor", sagte sie in der ARD. Auch der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA) plädierte dafür, sich dies als allerletzte Möglichkeit offenzuhalten.

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Dienstag einen Gesetzentwurf verabschiedet, der geltende Strafmaßnahmen gegen Russland verschärft. Damit soll Russland für die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, die Unterstützung von Präsident Baschar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg und eine mutmaßliche Einflussnahme auf die US-Präsidentschaftswahl bestraft werden. Im Zentrum der Sanktionspläne steht dabei der Energiebereich. Im Öl- und Gasgeschäft sind die USA ein Konkurrent Russlands. Daher rührt sich Kritik, dass die USA aus den Sanktionen auch einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen wollen.

VÖLKERRECHTLICHE BEDENKEN

Im Zentrum des Unmuts in Deutschland und der Europäischen Union steht die Auswirkungen der US-Pläne auf nicht-amerikanische Firmen. Die deutsche Wirtschaft und die deutsche Politik werfen den USA vor, dies zu nutzen, um eigene Wirtschaftsinteressen in Europa zu durchzusetzen - nämlich um mehr Öl und Gas in den europäischen Markt zu drücken. "Solche exterritorialen Wirkungen von solchen Sanktionen sind nach unserer Auffassung völkerrechtswidrig", sagte der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantischen Beziehungen, Jürgen Hardt, im SWR. Man werde nicht hinnehmen, dass die USA über Sanktionen Einfluss auf Europas Energiepolitik nehmen. Auch die Europäische Union ist auf Gegenmaßnahmen eingestellt.

Der OA-Geschäftsführer Michael Harms warf den USA pure Interessenpolitik vor. "Die gewünschten Sanktionen gegen Pipelineprojekte sollen dazu dienen, die Energieexporte aus den USA nach Europa anzukurbeln, Jobs in den USA zu schaffen und die US-Außenpolitik zu stärken". Das stehe so im Gesetzentwurf. Ausdrücklich zielten die Vereinigten Staaten auch darauf ab, das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 in der Ostsee zu verhindern, das der russische Gazprom-Konzern mit europäischen Unternehmen plant. Insgesamt seien alle internationale Firmen bedroht, die am Ausbau, der Modernisierung und dem Erhalt russischer Energie-Leitungen beteiligt seien. "Das Gesetz schwebt wie ein Damoklesschwert über europäischen Firmen, die sich im Energiesektor engagieren". Sorge bereite zudem, dass auch die Russische Bahn als Sanktionsziel genannt werde.

Die deutsch-russische Auslandshandelskammer sprach von einer "Gefährdung der deutschen Wirtschaft in Russland". Ihr Präsident Rainer Seele sieht in den schärferen Sanktionen eine Bedrohung für die Energiesicherheit Europas. Sie förderten den Protektionismus und schafften neue Konfliktfelder. Auch die Vereinigung der europäischen Wirtschaft in Russland äußerte sich tief-besorgt über die US-Sanktionspläne.

© Reuters. Trump departs after his remarks to the American Legion Boys Nation and Auxiliary Girls Nation in the Rose Garden at the White House

HOFFNUNG AUF ÄNDERUNGEN

Kritik kommt auch vom deutschen BASF-Konzern, der über seine Tochter Wintershall seit langem mit russischen Partnern im Energiebereich, vor allem Gazprom, zusammenarbeitet. Vorstandschef Kurt Bock bemängelte: "Sanktionen zu beschließen zulasten eines Dritten, nämlich zulasten Europas, und gleichzeitig die amerikanische Wirtschaft zu befördern nach dem Motto 'buy american gas' -  das ist schon bemerkenswert, vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass Russland uns seit Jahrzehnten zuverlässig in Europa beliefert." Allerdings sei wohl das letzte Wort in Washington noch nicht gesprochen. Er hoffe, dass europäische Interessen doch noch berücksichtigt werden. Ähnlich äußerte sich der OA.

In der russischen Presse hieß es unter Berufung auf Quellen aus dem Moskauer Außenministerium, sollte Trump den Gesetzentwurf unterzeichnen, werde die russische Seite Vergeltungsmaßnahmen ergreifen. Der mit großer Mehrheit im US-Abgeordnetenhaus verabschiedete Entwurf muss noch durch den Senat und dann noch vom Präsidenten unterzeichnet werden. Ein Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte zwar, er rechne nicht damit, dass sich die neuen US-Sanktionen besonders negativ auswirkten. Jedoch dämpften sie die Hoffnung, dass die bestehenden westlichen Strafmaßnahmen in den nächsten Jahren aufgehoben würden, sagte Alexej Kudrin zu Reuters. Die aktuellen Sanktionen drückten die Wirtschaftsleistung derzeit um 0,5 Prozent.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.