FRANKFURT (dpa-AFX) - Für viele ist EZB-Präsident Mario Draghi der eigentliche Held der Euro-Schuldenkrise. Es waren nur wenige Worte im Sommer 2012, die bis heute als Wendepunkt der damals akuten Krise gelten: 'Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir - es wird ausreichen.' Darauf folgte die Zusage, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen - eben jenes Programm, das die Karlsruher Richter jetzt zur Prüfung an den Europäischen Gerichtshof gegeben haben.
Kritiker sehen in dem Kaufprogramm, das im Fachchinesisch OMT (Outright Monetary Transactions) heißt, eine Finanzierung hoch verschuldeter Staaten durch die Notenbank - die in Europa verboten ist. Deshalb ist die entsprechende Zusage Draghis auch umstritten.
Der 66-Jährige verweist jedoch auf die positive Wirkung der EZB-Politik und fühlt sich zu Unrecht angegriffen. Erst kürzlich sagte er dem Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel': 'Jedes Mal hieß es, 'Um Gottes willen, dieser Italiener zerstört Deutschland'. Es gab diese perverse Angst, dass sich die Dinge zum Schlechten entwickeln, aber das Gegenteil ist passiert.' Tatsächlich habe sich die Lage entspannt: Die Inflation sei niedrig, und die Unsicherheit habe sich verringert.
Der frühere Wirtschaftsprofessor Draghi folgte im November 2011 auf den Franzosen Jean-Claude Trichet an der Spitze der EZB. Im Kampf gegen die Krise senkte er den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent und überschwemmte die Finanzmärkte mit billigem Geld.
Der Römer, der bei der Weltbank und zeitweise auch als Investmentbanker bei Goldman Sachs arbeitete, gilt als klar und nüchtern. Der passionierte Bergsteiger Draghi ist verheiratet und hat zwei Kinder.