Von Scott Kanowsky
Investing.com -- Der Kurs der Ubisoft Entertainment-Aktie (EPA:UBIP) ist am Mittwoch kräftig in die Knie gegangen, nachdem der chinesische Gaming-Hersteller Tencent Holdings (HK:0700) einer Erhöhung der Beteiligung an dem Videospielhersteller zugestimmt hat. Der Deal bewertet das französische Unternehmen mit 10 Milliarden Euro.
Im Rahmen der Transaktion geht Tencent mit der Holdinggesellschaft der Ubisoft-Gründer, Guillemot Brothers Limited, einen neuen Pakt ein. Für 300 Millionen Euro erwirbt der Tech-Riese eine Beteiligung von 49,9 % an Guillemot Brothers Limited und erhält 5 % der Stimmrechte, wird aber nicht im Board des Unternehmens vertreten sein.
Tencent hat außerdem die Möglichkeit, seinen direkten Anteil an Ubisoft von 4,5 % auf 9,99 % zu erhöhen, darf aber seine Anteile an dem Entwickler bekannter Titel wie Assassin's Creed und Watch Dogs fünf Jahre lang nicht verkaufen. Eine weitere Aufstockung der Beteiligung ist dem chinesischen Unternehmen zudem für die nächsten acht Jahre untersagt.
Der Schritt führt zu einer impliziten Bewertung von Ubisoft in Höhe von 80 Euro je Aktie. Das liegt deutlich über dem Schlusskurs der Ubisoft-Aktie am Dienstag (43,50 Euro). Daraus ergäbe sich ein Unternehmenswert von über 10 Milliarden Euro.
Darüber hinaus gewährt Tencent Guillemot Brothers Limited ein langfristiges, unbesichertes Darlehen, damit das Unternehmen seine Schulden refinanzieren und seine Finanzmittel aufstocken kann, um weitere Ubisoft-Aktien zu kaufen.
"Die Ausweitung der Kooperation mit Tencent stärkt die Kernbeteiligung von Ubisoft rund um die Gründer und gibt dem Unternehmen die nötige Stabilität für seine langfristige Entwicklung", so Yves Guillemot, Chief Executive Officer und Mitgründer von Ubisoft, in einem Statement.
Tencent-Präsident Martin Lau sagte, das Unternehmen sei "begeistert", Ubisofts Top-Games auf dem lukrativen Mobile-Gaming-Markt zu vertreiben. Die in Hongkong gelisteten Aktien von Tencent gaben am Mittwoch leicht nach.
Der Schritt erfolgt inmitten einer Reihe groß angelegter Übernahmen in der Videospielbranche, nachdem die Pandemie die Verbrauchernachfrage enorm ansteigen ließ. Technologie- und Unterhaltungsunternehmen wollen sich dieses Wachstum zunutze machen. Viele von ihnen haben es auf Marken abgesehen, die regelmäßig äußerst populäre Titel herausbringen.
Chinesische Gaming-Unternehmen bemühen sich besonders darum, ausländische Studios zu übernehmen. So hat Tencent ein großes Portfolio aufgebaut, das sich über die USA, Asien und Europa erstreckt, während der Rivale NetEase (NASDAQ:NTES) letzte Woche das nicht börsennotierte französische Spieleunternehmen Quantic Dream gekauft hat.
Als einer der wenigen noch verbliebenen großen unabhängigen Videospielhersteller ist Ubisoft Berichten zufolge ebenfalls ein Ziel für eine mögliche Übernahme geworden. Die jüngere Entwicklung des Konzerns wurde durch verspätete Releases und Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung beeinträchtigt, die zu einer Neubesetzung der Führungsetage geführt haben.
Die Analysten von Cowen meinten jedoch, dass die Übereinkunft zwischen Tencent und Guillemot Brothers Limited bedeutet, dass ein vollständiger Verkauf von Ubisoft an einen strategischen oder finanziellen Käufer jetzt unwahrscheinlich ist. Der Deal sei zwar negativ für die Ubisoft-Aktie, aber nicht für das Unternehmen selbst.