Frankfurt, 14. Apr (Reuters) - Das Umweltministerium Baden-Württembergs hat dem Energiekonzern EnBW EBKG.DE wegen vorgetäuschter Messungen vorläufig den Betrieb des Kernkraftwerks Philippsburg 2 untersagt. Es sei das erste Mal, dass eine vorgeschriebene Prüfung in einem Kernkraftwerk bewusst vorgetäuscht worden sei, sagte Umweltminister Franz Untersteller. "Das ist hochgradig beunruhigend und nicht akzeptabel." Er forderte den Kraftwerksbetreiber auf, den Vorgang schnell und umfassend aufzuklären. EnBW hatte am Mittwochabend mitgeteilt, ein externer Mitarbeiter habe im Dezember das Prüfen einer Messeinrichtung des Strahlenschutzes offenbar nur vorgetäuscht. Das Unternehmen habe darüber am 5. April das Umweltministerium informiert.
"Wir setzen alles daran, das schnell und umfassend aufzuklären", sagte eine Sprecherin von EnBW am Donnerstag. Rechtliche Schritte würden geprüft. Die Staatsanwaltschaft sei bisher nicht eingeschaltet. Block 2 des Kernkraftwerks ist laut EnBW seit dem 8. April zur jährlichen Revision vom Netz genommen. Nach bisheriger Planung sollte er Mitte Mai wieder angefahren werden. Das Umweltministerium will zunächst die EnBW zu dem Vorfall anhören. Block 1 ist seit 2011 abgeschaltet.
Nach derzeitigem Kenntnisstand hätten die vorgetäuschten Prüfungen keine sicherheitsrelevanten Auswirkungen, sagte Untersteller. "Aber bevor die EnBW nicht nachgewiesen hat, dass die Anlage vorschriftsmäßig und sicher betrieben wird, darf sie nicht mehr angefahren werden", erklärte der Grünen-Politiker. Der Energiekonzern müsse außerdem dafür sorgen, dass es zu solchen Vorfällen künftig nicht mehr komme.
(Reporterin: Ilona Wissenbach; Redigiert von: Myria Mildenberger; Bei Rückfragen wenden Sie sich an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1312 oder 030-2888 5168.)