Berlin, 09. Okt (Reuters) - Die Gewerkschaft verdi hat den Mobilfunker 1&1 Drillisch DRIG.DE für sein Vorgehen beim Aufbau des Zukunftsnetzes 5G kritisiert. "Von einer Dynamisierung des Netzausbaus durch 1&1 ist nichts zu sehen, das Gegenteil ist der Fall", sagte am Freitag Christoph Heil, der in der ver.di-Bundesverwaltung den Fachbereich Telekommunikation verantwortet. Statt sich um den Netzausbau zu kümmern, streite sich das Unternehmen um Preise für Netzkapazitäten und rufe die Bundesnetzagentur an, um beim Roaming möglichst günstig die Netze der drei Wettbewerber nutzen zu können. Dies verunsichere die Branche und sei in der Wirkung ein Investitionshemmnis, sagte Heil, der auch im Aufsichtsrat von Telefonica (MC:TEF) Deutschland O2Dn.DE sitzt.
Die United-Internet UTDI.DE -Tochter reagierte angesichts der Vorwürfe verwundert: "Die Nutzung von National Roaming während der Bauphase des Netzes ist für einen Neueinsteiger Grundvoraussetzung, um seinen Kunden von Anfang an eine flächendeckende Mobilfunkversorgung bereitstellen zu können. National Roaming ist international üblich und wurde auch von in Deutschland tätigen Netzbetreibern bereits genutzt."
Drillisch, bekannt für Marken wie Yourphone und Smartmobil.de, hatte im vergangenen Jahr bei der 5G-Frequenzversteigerung erstmals mitgeboten, um sich neben der Deutschen Telekom DTEGn.DE , Vodafone VOD.L und Telefonica Deutschland als vierter Netzanbieter zu etablieren. Dies hatte die Preise in die Höhe getrieben - Geld, welches laut Heil nun bei den Infrastrukturinvestitionen fehlt. Bisher ist bei Drillisch kaum etwas passiert, da sich die Verhandlungen über die Netzmitnutzung in die Länge ziehen. Inzwischen haben die drei Konkurrenten erste 5G-Angebote im Portfolio.
Heil fordert nun Änderungen: "Diese dürfen aber nicht zu Lasten der etablierten Netzbetreiber und deren Beschäftigten gehen." Konkrete Vorschläge machte der Gewerkschafter nicht.