* Sorge um Ausweitung der Krise auf ölreiche Staaten geht um
* Händler sehen Gelegenheit für Gewinnmitnahmen
* Quartalsbilanzen stützen gute Stimmung
- von Caroline Valetkevitch -
New York, 30. Jan (Reuters) - Die Ägypten-Krise droht die gute Stimmung an den US-Börsen zumindest kurzfristig zu verderben. Die Aussicht auf länger anhaltende Unruhen bei einem der wichtigsten US-Partner im Nahen Osten und eine Ausbreitung der Demonstrationen auf ölreiche Staaten wie Saudi-Arabien dürften nach Aussage von Händlern den Wochenauftakt an der Wall Street überschatten. Bereits am Freitag löste die Eskalation in dem nordafrikanischen Land einen heftigen Kurseinbruch aus. So stark sanken die Kurse seit einem halben Jahr nicht mehr. Die Investoren zogen sich aus Aktien zurück und flüchteten in Anleihen oder stabilere Anlagen wie Gold.
"Der Markt wird so lange belastet sein wie die Leute hier wegen der politischen Unruhen im Nahen Osten besorgt sind", sagte David Kelly von JPMorgan Funds in New York. "Das wird nicht über Nacht zu Ende sein." Die Ägypten-Krise könnte von den Händlern allerdings auch als Anlass für eine Kurskorrektur genommen werden, auf die viele angesichts der jüngsten Aufschläge seit einiger Zeit warten. Der breit angelegte S&P-Index<.SPX> liegt noch immer 18 Prozent über seinem Stand von September. Der Leitindex Dow Jones<.DJI> legte acht Wochen in Folge zu, bevor er die vergangene Woche unterm Strich 0,4 Prozent abgab.
Für Montag tippen die Händler daher zunächst auf einen Ausgleich der Freitagsverluste, danach werde es aber eine weitere Konsolidierung geben. "Mein Rat an Anleger wäre: Wer vor allem bei weniger bekannten Werten Gewinne mitnehmen kann, sollte das jetzt tun und sich dann an Dow-Werten orientieren, die zuletzt nicht so stark zugelegt haben", sagt Matt McCormick, Portfolio-Manager bei Bahl & Gaynor in Cincinnati, die rund 3,2 Milliarden Dollar verwalten.
In der kommenden Woche legen mehr als hundert Unternehmen
ihre Bilanz fürs vierte Quartal vor, die im S&P notiert sind,
darunter Dow Chemical
Langfristig bleibe die Stimmung dennoch optimistisch, sagen Händler. Denn auch aufseiten der Konjunktur mehren sich die Signale dafür, dass die Erholung der größten Volkswirtschaft Fuß fasst. Ob die Entwicklung langsam auf dem Arbeitsmarkt ankommt, soll der Arbeitsmarktbericht für Januar am Freitag zeigen.
(geschrieben von Angelika Stricker; redigiert von Andreas Kenner)