FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt dürfte in der neuen Handelswoche auf Richtungssuche bleiben. Bereits vor Ostern musste der Dax (DAX) seiner zuletzt rasanten Erholung Tribut zollen. Er war nach einem rabenschwarzen Jahresauftakt seit Mitte Februar um rund 15 Prozent gestiegen. Der Leitindex kletterte über die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten - allerdings nur vorübergehend. Wegen des Ostermontags ist die neue Woche verkürzt. In der ebenfalls kürzeren Handelswoche vor Ostern war der Handel bereits dünn geblieben.
Darin, dass der Dax sein Niveau über 10 000 Punkten nicht halten konnte, sehen Börsianer zumindest kurzfristig ein Risiko. Da der Leitindex diese runde Marke nicht nachhaltig hinter sich gelassen habe, steige die Gefahr einen Schwächeanfalls, sagte Marktstratege Andreas Paciorek vom Broker CMC Markets. Die Hürde erscheine aktuell noch unüberwindbar.
'BÖRSEN BLEIBEN SCHWANKUNGSANFÄLLIG'
Analyst Manfred Bucher von der Landesbank BayernLB geht davon aus, dass die Börsen in den kommenden Wochen schwankungsanfällig bleiben dürften, zumal weder die Weltkonjunktur noch die Unternehmensgewinne nachhaltige Aufwärtsimpulse lieferten. Zudem seien die zuvor übertriebenen Sorgen über einen globalen Wirtschaftsabschwung, die zum Jahresauftakt belastet hätten, mittlerweile korrigiert. Der Rückenwind durch die Ölpreiserholung dürfte nachlassen.
Als positiven Faktor nennt Bucher die - weltweit betrachtet - weiter sehr lockere Geldpolitik der Notenbanken. Jedoch nähmen die Zweifel an deren Wirksamkeit mit Blick auf eine Ankurbelung der Wirtschaft zu.
EUROZONEN-INFLATION UND US-ARBEITSMARKT IM FOKUS
Entsprechend richten sich die Blicke der Anleger auch wieder stärker auf aktuelle Wirtschaftsdaten. In der Eurozone steht die Entwicklung der Verbraucherpreise im Mittelpunkt des Interesses. Mit Blick auf die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) findet die Entwicklung der Kernrate besondere Aufmerksamkeit der Anleger.
In den USA rücken am Freitag Arbeitsmarktdaten sowie der ISM-Index als Stimmungsbarometer des Verarbeitenden Gewerbe in den Fokus. Analyst Patrick Franke von der Landesbank Helaba achtet insbesondere darauf, ob die neuesten Daten sein konjunkturelles Bild einer Erholung des Verarbeitenden Gewerbe sowie eines anhaltend soliden Stellenaufbaus bestätigen. Dieses Umfeld ließe spätestens für Juni eine weitere Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed erwarten.
Die Fed hatte die im Dezember begonnene Zinswende auf ihrer Sitzung im März noch ruhen lassen. Zu der Frage, wann sie fortgesetzt wird,hatten die Währungshüter keine klaren Signale gegeben.
NUR WENIGE IMPULSE VON UNTERNEHMENSSEITE ERWARTET
Von der Unternehmensseite sehen Marktbeobachter in der neuen Woche nur wenige Impulse. Am Dienstag veröffentlicht der Softwarekonzern SAP (XETRA:SAPG) seinen Geschäftsbericht für 2015. Die vorläufigen Resultate sind allerdings schon bekannt. Ansonsten stehen vor allem Jahreszahlen von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe auf der Agenda. So will etwa der MDax-Neuling (MDAX) Alstria Office (XETRA:AOXG) über die Geschäftsentwicklung 2015 berichten.