- von Denis Pinchuk
St. Petersburg/Moskau (Reuters) - Bei einem Bombenanschlag auf die U-Bahn der russischen Metropole St. Petersburg sind mindestens neun Menschen getötet worden.
20 weitere wurden der russischen Anti-Terror-Behörde zufolge bei der Explosion in einem Waggon nahe der Station Sennaja Ploschad am Montagnachmittag verletzt. Laut Agentur Interfax wurde ein Sprengsatz gefüllt mit Schrapnellen gezündet, der sich in einem Aktenkoffer befunden habe. Eine Überwachungskamera habe einen mutmaßlichen Verantwortlichen gefilmt. Die Sicherheitsbehörden konnten nach eigenen Angaben noch einen weiteren Sprengsatz in einer anderen U-Bahnstation der Stadt entschärfen.
Präsident Wladimir Putin sagte kurz nach der Detonation, man ziehe alle Möglichkeiten einschließlich eines Terror-Anschlags in Betracht. Putin selbst hielt sich in der Stadt zu einem Treffen mit Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko auf. Alle Metro-Stationen der Stadt wurden geschlossen.
Die Explosion ereignete sich gegen 14.40 Uhr und damit außerhalb der Hauptverkehrszeit. Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zu dieser Zeit zwischen zwei Stationen unterwegs. Zunächst war von zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen die Rede gewesen.
TV-Sender zeigten Bilder von Verletzten, die auf einem Bahnsteig lagen. Sanitäter oder Mitreisende leisteten Erste Hilfe. In der Seite des Waggons war ein großes Loch zu sehen. Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: "Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten." In der Hauptstadt Moskau wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Details nannten die Behörden nicht.
RUSSLAND MEHRMALS ZIEL VON TSCHETSCHENISCHEN ANSCHLÄGEN
Russland war in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Anschlägen militanter Tschetschenen. Führer der Rebellen hatten wiederholt mit weiteren Attacken gedroht. 2010 waren 38 Menschen gestorben als zwei weibliche Selbstmordattentäter ihre Sprengsätze in der Moskauer Metro (DE:MEOG) zündeten. Tschetschenen kämpfe auch an der Seite des Islamischen Staates (IS) in Syrien. Russland hat in den Konflikt militärisch an der Seite von Präsident Baschar al-Assad eingegriffen. Die Behörden haben daher vor allem Rückkehrer von dort im Auge.
Wie zahlreiche andere Staaten und Institutionen sprach auch die Bundesgierung ihr Beileid aus. "Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen und ihren Familien", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert per Twitter.