Investing.com - An den globalen Finanzmärkten dürfte in dieser Woche die geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank im Mittelpunkt stehen, die neue Aufschlüsse liefern könnte, wann die Notenbank ihre extrem lockere Geldpolitik abändern wird.
Aus den USA gibt es unterdessen einen Report zum Wachstum im Dienstleistungssektor, der der Höhepunkt in der von einem Feiertag verkürzten Woche sein dürfte, da in den USA am Montag der Tag der Arbeit gefeiert wird.
In Großbritannien werden zwei Konjunkturberichte aus dem Bausektor und dem Dienstleistungsgewerbe im Mittelpunkt stehen, die die anhaltenden Effekte des Brexits auf die Konjunktur zeigen könnten.
Ansonsten gibt es aus China die monatlichen Außenhandels- und Inflationsdaten, angesichts jüngster Anzeichen, dass die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt weiter robust ist.
Ein geldpolitisches Statement der kanadischen Notenbank dürfte ebenfalls von Interesse sein.
Vor der anstehenden Woche hat Investing.com eine Liste der fünf wichtigsten Wirtschaftsereignisse zusammenstellt, die höchstwahrscheinlich die Märkte bewegen werden.
1. Geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank
Die Europäische Zentralbank wird am Donnerstag um 13:45 MEZ ihre Zinsentscheidung verkünden, wobei allgemein keine Änderung erwartet wird.
Das Interesse dürfte vor allem auf die Pressekonferenz mit Notenbankchef Mario Draghi gerichtet sein, die 45 Minuten nach Bekanntgabe beginnen wird, als die Investoren nach neuen Hinweisen suchen, wann und wie die EZB ihr massives Konjunkturprogramm abzubauen gedenkt.
Draghi dürfte dabei neue Prognosen abgeben, die wahrscheinlich ein höheres Wirtschaftswachstum und schwächere Inflationserwartungen beinhalten werden. Es wird zudem mit einer Ankündigung gerechnet, dass er die technischen Ausschüsse der EZB beauftragt hat, neue geldpolitische Optionen auszuarbeiten, ein Signal, dass eine Entscheidung zum Rückbau des Konjunkturprogramms in nächster Zeit erfolgen wird.
Nachdem sie schon im Juli ihre Sorge vor dem Anstieg des Euros zum Ausdruck gebracht hatten, könnten die Notenbanker auch ihre Warnungen vor allzu starken Kursbewegungen wiederholen.
Experten am Markt galuben, dass die Zentralbank wahrscheinlich bis zum Oktober warten werde, bevor sie das Auslaufenlassen ihres Anleihekaufprogramms über 60 Mrd Euro im Monat ankündigen wird.
2. ISM-Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe in den USA
Das US-amerikanische Institute of Supply Management wird am Dienstag um 16:00 MEZ Daten zur Lage im Dienstleistungsgewerbe im August veröffentlichen. Es wird damit gerechnet, dass dieser um 1,4 Punkte auf 55,3 stiegen wird. Ein Wert über 50,0 ist ein Wachstumssignal.
Den Daten kommt zusätzliche Bedeutung zu, nachdem der ISM-Index für das produzierende Gewerbe aus der letzten Woche auf sein höchstes Niveau seit April 2011 geschnellt war.
Neben dem Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe könnte es in der vom Feiertag verkürzten Woche eher ruhig bleiben, wobei das Fed Beige Book allerdings für etwas Bewegung sorgen könnte.
In der kommenden Woche werden auch einige Mitglieder der Fed öffentliche Auftritte absolvieren, so unter anderem der einflussreiche Präsident der New York Fed William Dudley, Bankmitglied Lael Brainard, der Präsident der Dallas Fed Robert Kaplan, der Fed-Chef von Minneapolis Neel Kashkari und der Präsident der Fed in Philadelphia Patrick Harker.
Der Markt bleibt skeptisch, ob die Federal Reserve die Zinsen in diesem Jahr ein drittes Mal anheben wird, da die Inflationsaussichten schwach sind, aber es wird allgemein damit gerechnet, dass die Bank im irgendwann im Herbst mit dem Abbau ihrer Bilanzsumme beginnen wird.
Auch die neuesten Schlagzeilen aus Washington dürften wieder mal an den Nerven der Investoren zerren.
3. Britische Einkaufsmanagerindizes
In Großbritannien kommt am Montag um 10:30 MEZ der Einkaufsmanagerindex für das Baugewerbe im August heraus, dem am Dienstag ein Report zum Dienstleistungssektor folgt.
Der Index für die Bauwirtschaft soll auf 52,0 hereinkommen, nach 51,9 im Vormonat, während sich die Lage in Großbritanniens dominantem Dienstleistungssektor sich von 53,8 im letzten Monat auf 53,5 verschlechtert haben soll.
Aus Großbritannien gibt es außerdem noch am Freitag um 10:30 MEZ zudem noch den Juli-Report zum produzierenden Gewerbe.
Einige Mitglieder der Bank von England haben begonnen höhere Zinsen in den kommenden Monaten anzuregen, da die Inflation in jüngster Zeit stark gestiegen ist, was vor allem auf den Kursverfall des Pfunds im Gefolge der Brexit-Abstimmung im vergangenen Jahr zurückzuführen ist.
Aber die jüngst schwachen Konjunkturdaten und die tiefe Unsicherheit über die Auswirkungen des Brexits auf die Volkswirtschaft, haben die Spekulationen, wann die Notenbank ihr Konjunkturprogramm aus Krisenzeiten abbauen werde, wieder schwinden lassen.
4. Chinesische Außenhandelsdaten
Am Freitag werden gegen 05:00 MEZ in China die Außenhandelsdaten für August erscheinen. Es wird erwartet, dass sich der Handelsüberschuss des Landes von 45,7 Milliarden USD im Juli auf 48,6 Milliarden USD im vergangenen Monat erhöht hat.
Die Exporte sollen den Prognosen nach, im August um 5,1% gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach einer Zunahme von 7,"% im Vormonat, während für die Importe mit einem Anstieg von 10,0% gerechnet wird, nachdem es im Juli schon eine Zunahme um 11,0% gegeben hatte.
Zudem gibt es aus der asiatischen Wirtschaftsmacht am Sonnabend Daten zur Inflation der Verbraucher- und Erzeugerpreise im August. Es wird für den abgelaufenen Monat mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1,6% gerechnet, während die Erzeugerpreise um 5,4% gestiegen sein sollen.
Die chinesische Wirtschaft war im zweiten Quartal mit 6,9% schneller als erwartet gewachsen und hatte mit dem ersten Quartal gleichgezogen, gestützt von soliden Exporten, der Industrieproduktion und dem Privatkonsum.
5. Zinsentscheidung in Kanada
Die kanadische Notenbank wird am Mittwoch um 16:00 MEZ ihre jüngste Zinsentscheidung verkünden, wobei die meisten Experten davon ausgehen, dass die Zentralbank die Zinsen unangetastet auf 0,75% stehen lassen wird.
Die Bank hatte auf ihrer letzten Sitzung im Juli die Zinsen zum ersten Mal in sieben Jahren angehoben und die Tür weit für weitere Zinsschritte offengelassen.
Die Investoren haben zumindest noch eine weitere Zinserhöhung bis Jahresende und eine weitere in 2018 schon jetzt voll eingepreist.
Die Wettquoten auf eine Zinserhöhung schon in dieser Woche sprangen auf 41%, nachdem Daten vom Ende des letzten Monats gezeigt hatten, dass das Wachstum der kanadischen Wirtschaft sich im zweiten Quartal auf 4,5% beschleunigt hat, womit das Land an die Spitze der Industriestaaten der G7 gerückt ist.
Die meisten Volkswirte gehen aber weiterhin von einer Zinserhöhung im Oktober aus.
Neben der Zentralbank dürften für den Markt auch die monatlichen Außenhandelsdaten, sowie der wichtige Beschäftigungsreport von Interesse sein.
Bleiben Sie auf dem Laufenden über die Wirtschaft in dieser Woche und schauen Sie bei http://www.investing.com/economic-calendar/ vorbei.