New York, 12. Mai (Reuters) - Bei einer von den USA, Deutschland und Großbritannien organisierten UN-Veranstaltung zur Lage der Uiguren in China haben sich beide Seiten schwere Vorwürfe gemacht. Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield erklärte bei dem virtuellen Treffen am Mittwoch, in der Provinz Xinjiang würden Menschen gefoltert und Frauen zwangssterilisiert. Ihre britische Kollegin Barbara Woodward sprach von "einer der schlimmsten Menschenrechts-Krisen unserer Zeit". Der chinesische Diplomat Guo Jiakun erwiderte, jeder könne Xinjiang besuchen und sich ein eigenes Bild machen. "Aber wir lehnen jede Untersuchung ab, die auf Lügen und einer Vorverurteilung basiert."
Die Regierung in Peking hatte im Vorfeld das Treffen als Beleidigung Chinas bezeichnet und dazu aufgerufen, nicht daran teilzunehmen. Der deutsche UN-Vertreter Christoph Heusgen sprach von chinesischen Drohungen gegen die Veranstalter, ohne Einzelheiten zu nennen. Insgesamt nahmen etwa 50 Staaten an dem Treffen teil. Die Menschenrechts-Chefin der UN, Michelle Bachelet, blieb ihm dagegen fern. Ein Sprecher erklärte, sie habe nicht teilnehmen können. Der Chef von Human Rights Watch, Kenneth Roth, kritisierte ihre Abwesenheit. Es gebe gegenwärtig in diesem Bereich nichts Wichtigeres als dieses Treffen, sagte er.
Westliche Staaten und Menschenrechtsgruppen werfen den chinesischen Behörden in Xinjiang vor, Uiguren in Lagern gefangen zu halten und zu foltern. Zudem sollen Angehörige der muslimischen Minderheit Zwangsarbeit verrichten. China weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Lager als berufliche Trainings-Center, um religiösen Extremismus zu bekämpfen. (Reporterin: Michelle Nichols geschrieben von Scot W. Stevenson redigiert von Georg Merziger Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter der Telefonnummer +49 30 220 133 711)