Caracas (Reuters) - Regierungsnahe Schlägertrupps haben das von der Opposition gehaltene Parlament in Venezuela angegriffen und mehrere Abgeordnete verprügelt.
Augenzeugen zufolge wurden am Mittwoch mindestens fünf Parlamentarier verletzt, Journalisten wurden ausgeraubt. Mehr als 350 Politiker, Medienvertreter und Gäste wurden stundenlang in dem Gebäude festgehalten. "Es gibt Kugeln, es gibt Blut, Autos wurden zerstört, auch meines", sagte Parlamentspräsident Julio Borges. Präsident Nicolas Maduro verurteilte die Gewalt und forderte Ermittlungen. Zugleich rief er aber die Opposition dazu auf, auch über Gewalt aus ihren Reihen zu sprechen.
Am Morgen hatte sich eine Menschenmenge in Unterstützung Maduros vor dem Parlamentsgebäude in der Innenstadt von Caracas versammelt. Zunächst waren die Rufe "Lange lebe die Revolution" zu hören. Wenig später drangen Dutzende Menschen in das Parlamentsgelände ein, bewaffnet mit Stöcken, Rohren und Steinen. Im Verlauf des Tages waren immer wieder Explosionen zu hören, die vermutlich von Feuerwerkskörpern stammten. Erst am frühen Abend konnten die Menschen Augenzeugen zufolge das Parlamentsgebäude wieder verlassen. "Ich will Frieden für Venezuela", sagte Maduro. "Ich akzeptiere keine Gewalt, von niemandem."
Die Innenstadt von Caracas ist traditionell eine Hochburg der Regierung. Seit dem Sieg der Opposition bei der Parlamentswahl Ende 2015 kam es hier immer wieder zu Tumulten. Bei den Unruhen der vergangenen drei Monate kamen mindestens 90 Menschen ums Leben. Immer wieder wurden Sicherheitskräfte angegriffen, Gebäude wurden in Brand gesetzt. Die Opposition in Venezuela fordert Neuwahlen, um die Regierung der Sozialisten zu beenden und Lösungen für die schwere Wirtschaftskrise in dem Opec-Land zu finden. Die Regierung wirft ihr dagegen vor, mit US-Unterstützung an einem gewaltsamen Putsch zu arbeiten.