Investing.com - Die norwegische Zentralbank hat in einer überraschenden Entscheidung ihren Leitzins um satte 50 Basispunkte angehoben. Damit erreicht der Zinssatz mit 3,75 Prozent den höchsten Stand seit 2008. Doch das ist nicht die einzige Neuigkeit: Der Ausblick der Norges Bank bleibt falkenhaft, was zu einer deutlichen Aufwertung der norwegischen Krone gegenüber dem Euro und dem US-Dollar führt. Die Krone gewinnt mehr als 1 Prozent an Wert.
Zinsentwicklung in Norwegen
Wechselkurs des Euro gegenüber der norwegischen Krone
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten für heute mit einer Zinserhöhung in Höhe von 25 Basispunkten gerechnet. Die Norges Bank hatte auf ihrer letzten Sitzung signalisiert, dass eine Erhöhung um 25 Basispunkte am wahrscheinlichsten sei. Doch die jüngsten Daten zur Inflation, zum Arbeitsmarkt und zum Immobilienmarkt sendeten deutliche Signale, während die Krone schwächelte. Zwar hilft eine schwache Krone norwegischen Unternehmen und Exporteuren, ihre Produkte am Weltmarkt zu verkaufen. Doch die schwache Krone hat auch gravierende Nachteile in der aktuellen Wirtschaftslage. Denn sie verteuert die Importe und beschleunigt damit die Inflation.
Ökonom Jack Allen-Reynolds von Capital Economics kommentierte: "Die Notenbanker reagieren besonders empfindlich auf die Krone, und vor diesem Hintergrund scheint es, dass sie nicht mit viel niedrigeren Zinssätzen als die Zentralbanken in anderen großen fortgeschrittenen Volkswirtschaften dastehen wollen."
Die Norges Bank hat nicht nur die Zinssätze stärker als erwartet angehoben, sondern auch ihre Zinsprognose deutlich nach oben korrigiert. Im begleitenden Text wurde darauf hingewiesen, dass "im August wahrscheinlich eine weitere Zinserhöhung folgen wird". Die neuen Prognosen der Bank deuten auf eine Anhebung um 25 Basispunkte hin. Allerdings zeigen die aktuellen Prognosen auch, dass der Leitzins im vierten Quartal einen Wert von 4,2 Prozent erreichen könnte, verglichen mit einem Höchstwert von 3,6 Prozent in den März-Prognosen.
"Alles in allem sehen wir gute Chancen, dass die Bank bei ihrer nächsten Sitzung im August die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte anheben wird", sagt Allen-Reynolds. "Die politischen Entscheidungsträger sind eindeutig besorgt über den Wechselkurs, und obwohl die Krone seit der heutigen Ankündigung gegenüber dem Euro um etwa 1,5 Prozent gestiegen ist, hat sie nur die Abwertung der letzten Tage umgekehrt."
Seit ihrem Höchststand im März 2022 hat die norwegische Krone gegenüber dem Euro um mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt. Der Ökonom von Capital Economics schreibt dazu: "Es würde uns nicht überraschen, wenn es in den kommenden Monaten erneut zu einer Abwertung käme, da das Wirtschaftswachstum in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften schwach bleibt oder sich verlangsamt, was die Risikobereitschaft der Anleger beeinträchtigt und High-Beta-Währungen wie die Krone belastet."