Wir haben bereits mehrmals darauf hingewiesen, dass es als mittelfristiger Trader oder aktiver Inverstor wenig Sinn macht, jeder noch so kleinen Information hinterher zu jagen. Das betrifft auch die hochfrequentierten Konjunkturdaten innerhalb der Woche.
Kurse werden von bestimmten Ereignissen beeinflusst, und diese sind je nach Gewichtung relevant oder eben nicht. Im Großen und Ganzen sind natürlich alle Daten relevant, da sich diese irgendwann zu einem Gesamtbild verdichten. Auch ist es sinnvoll dieses Gesamtbild zu kennen. Das erreicht man jedoch nicht dadurch, indem man während der Veröffentlichung der Daten auf Kurse starrt, sondern durch eingehendes Research.
Bezogen auf die Märkte EUR/USD und DAX recht wenig. Wir haben in unserem letzten Beitrag darauf hingewiesen, dass bei den Non Farm Gehaltsabrechnungen ein Up-Side Risiko besteht. Auch haben wir gesagt, dass man sich bei den Reden der FED Mitglieder auf Yellen, Fisher und Dudley konzentrieren sollte.
Bevor Sie sich also sagen, „heute kommen die wichtigen Non Farm Payrolls, deshalb muss ich mich auf jeden Fall vor dem Desk befinden“, sollten Sie sich zunächst fragen, welchen Anlagehorizont Sie haben und was sich für ihre Position verändern würde, wenn die Daten schlecht oder gut ausfallen?
Yellen und US Arbeitsmarkt liefern Impulse
Zugegeben, dass Jennet Yellen im Rahmen ihrer Rede eine Zinsanhebung im Dezember nochmals wahrscheinlicher macht, davon sind wir nicht unbedingt ausgegangen, obgleich man sagen muss, dass die Wahrscheinlichkeit dafür bestand.
Wenn man den Umstand berücksichtigt, dass eine Zinsanhebung im September aufgrund der strauchelnden Schwellenländer ausfiel, wovon wir persönlich ausgehen. Im FOMC Oktober Meeting jedoch kaum mehr der Rede wert war, so konnte man sich bereits einen Reim darauf machen. Aber lassen wir die Prognosen, denn darum geht es hier nicht.
Schwellenländer Krise ist noch nicht ausgestanden
Was die Schwellenländer angeht, so ist das Risiko durchaus berechtigt. Wir haben hier erwähnt, dass es bereits im Rahmen des Taperings zu einer Schwellenländerkrise kam. Bevor das Tapering verkündet wurde, was übrigens ebenfalls im Dezember geschah, waren Rohstoffe stark nachgefragt gewesen.
Seit dem haben sich kreditfinanzierte Investitionen in Schwellenländer sogar erhöht. Auch europäische Banken sind stark involviert. Wie fällt wohl die Krise aus, wenn der US Dollar weiterhin stärker wird und US Zinsen steigen?
Wenn sich Projekte auf Grund der fallenden Rohstoffpreise nicht mehr rentieren und Kredite allesamt beginnen auszufallen. Das können wir nicht beantworten, allerdings ist klar, dass sich dieser Schritt nicht positiv auf die jeweiligen Märkte auswirken wird und das ist schon eine Erkenntnis, die auch der IWF teilt.
Fakt ist, dass es vor allem um Investitionen in den Rohstoffsektor geht und der Großteil der Schwellenländer in die investiert wurde, sind Rohstoffexporteure. Nun, fallende Rohstoffe, strauchelnde Schwellenländer? So kompliziert ist das doch nicht oder? Die Frage ist, wie kommen diese Länder aus dieser Abwärtsspirale heraus?
Nur auf einem Weg und der heisst nicht Zinsen rauf in den USA. Wobei es ebenso wenig Sinn macht, seine Geldpolitik nur von den Entwicklungen in den Schwellenländern abhängig zu machen. Strukturreformen sind gefragt, worum sich China ja auch aktuell bemüht, nur was tun die anderen Länder?
Es ist unwahrscheinlich und auch ziemlich unrealistisch, dass all diese Länder, deren Wachstum stark vom Rohstoffsektor abhängt, jetzt auf einmal ihre Strategien grundlegend verändern. Dafür benötigt es entweder einer anderen Politik oder eines gewaltigen Crashs an den Märkten. Was ist erfahrungsgemäß wahrscheinlicher?
Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass Rohstoffpreise kaum nach oben wollen. Denn die meisten der Emerging Marktes sind vor allem von der Stabilität in China, sowohl im Bausektor als auch dem Konsum abhängig. Die Aussichten sind dahingehend jedoch nicht wirklich ermutigend.
Das nur als Denkansatz, denn wir wollen uns ganz bestimmt nicht als Crash-Propheten outen. Sind wir doch auch Trader, die sich mehr um Risiko sorgen und Spekulationschancen ergreifen. Der nächste Crash kommt bestimmt, das ist klar. Nur müssen wir unsere Handelsstrategie nicht daran ausrichten, Risikomanagement vorausgesetzt. Augen offen halten ist die Devise.
Notenbanken- was kann erwartet werden?
Folgend eine kurze Zusammenfassung der nächsten wichtigen Notenbanktreffen:
Die FOMC trifft sich wieder am 16. Dezember. Die gestern nicht sehr überraschend positiv ausgefallenen US Arbeitsmarktdaten und die Yellen-Rede am Mittwoch, haben die Wahrscheinlichkeit auf eine Zinsanhebung im Dezember deutlich höher gemacht. Darauf deuten viele Marktindikatoren wie etwa die Renditen der kurzlaufenden zweijährigen US Anleihen.
Die Befürchtung, dass eine Anhebung im Dezember aufgrund der saisonalen Schwäche unwahrscheinlich ist, bleibt unbegründet. Das FED hat bereits mehrmals eine Zinsanhebung im Dezember durchgeführt. Auch das Tapering wurde im Dezember angekündigt.
Die EZB trifft sich wieder am 3. Dezember. Nach der Oktober EZB Pressekonferenz, die auch die letzten Zweifler an einem weiter steigenden US Dollar vom Tisch gehauen hat, kommen immer mehr Gegenreaktionen seitens der Mitglieder für eine Ausweitung des QE Programms. Dass es dazu kommen würde, haben wir letzte Woche bereits angedeutet.
Da die EZB sich stark am Ölpreis orientiert, sind einige Analysten der Meinung, dass sie weiterhin einen stagnierenden Ölpreis erwartet und vorsichtshalber schon mal durchladen möchte, salopp gesagt. Die Frage ist immer, warum sie das erwartet?
Betrachtet man wieder einmal die oben angesprochenen, strauchelnden Schwellenländer, allen voran China, ist es nicht so kompliziert von weiter fallenden Rohstoffpreisen auszugehen. Besonders dann nicht, wenn auch der IWF die Risiken in den Schwellenländern nochmals hervorhebt.
Eine weitere Frage stellt sich jedoch dann folgend. In wie fern glaubt die EZB mit den QE-Maßnahmen die fehlgeleiteten Strukturen in den Schwellenländern verändern zu können bzw. die dann ausfallenden Kredite zu retten?
Wie dem auch sei, vermutlich haben alle beide Notenbanken längst erkannt wie groß das Risiko zu sein scheint und wir werden die Vermutung nicht los, dass hier überwiegend Maßnahmen gegen eine Schwellenländerkrise ergriffen werden, als es generell um die Preisniveaustabilität geht.
Die Bank of Japan trifft sich am 19. November. In der vorletzten Woche wurde das QE Programm nicht ausgeweitet. Es wurde auch seitens der Notenbank kein vorheriges Interesse daran verkündet. Es bestand also eher das Risiko der Nichtaktivität als andersherum. Wir haben ebenfalls berichtet.
Jedoch wurde fiskalpolitisch nun das schon lang geplante Zusatzbudget für das nächste Jahr bestätigt. In der Regel ist es dann so, dass zusätzliche geldpolitische Maßnahmen vermieden werden. Governeur Kuroda hat jedoch gleichfalls bestätigt, dass Maßnahmen ergriffen werden könnten, wenn es notwendig wäre. Wir glauben allerdings nicht, dass das so schnell passieren wird.
Die Bank of England trifft sich am 10. Dezember. Mit dem in dieser Woche veröffentlichten Inflationsbericht erwartet die BoE weiterhin eine Inflation unter 1 % im ersten Halbjahr 2016. Das kann allgemeinhin als dovish interpretiert werden und zeigte sich letzte Woche dementsprechend im britischen Pfund.
Auch die Wachstumsprognosen wurden auf 2,5% von 2,6 % revidiert. Auch hier sieht die BoE Risiken aus den Emerging Markets kommend. Die Anhebung der Zinsen bleibt daher bis auf weiteres, am frühsten für H2 2016 zu erwarten.
Auswirkungen und Erwartungen an die Notenbankpolitiken, auch aus anderen Ländern wie Kanada, Neuseeland etc. werden bei uns im monatlichen Premiumbericht besprochen.
Aktienkorrektur in der nächsten Woche
Der US Amerikanische Leitindex S&P 500 in Form des Futures, zeigte nach der Yellen-Rede deutliche Schwäche. Die 2.100 Pkt. Zone konnte daher nicht nachhaltig überwunden werden. Für die nächste Woche spielen daher einige markttechnische Faktoren eine übergeordnete Rolle.
1) Es wird sich nun zeigen, ob hier ein tieferes Hoch gebildet wird. Das würde jedenfalls ein deutliches technisches Risiko für Aktien darstellen. Sollte der Index allerdings über 2.100 Pkt. schließen eröffnet es weiteres Potential zu neuen Hochs.
2) Im Falle von starken Oktobermonaten, stellt der Monat November historisch gesehen einen der schwächsten Monate dar. Die aktuelle Schwäche wäre daher erst einmal nicht über zu bewerten und im normalen Rahmen.
3) Weitere Indikatoren (Sentiment) werden im Premiumbericht dargestellt.
Viel Erfolg!
Ihr 2i-Services Team