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Aktienmarkt: 4 Gründe, warum der Bärenmarkt noch nicht vorbei sein könnte

Veröffentlicht am 10.10.2022, 06:39
US500
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  • Der S&P 500 hat den besten Start in ein viertes Quartal seiner Geschichte hingelegt
  • Die wichtigsten Treiber dieser Erholung scheinen jedoch eher kurzlebig zu sein
  • Die Unternehmensgewinne, das Zinsniveau, die Rezessionsrisiken und die europäische Energiekrise stellen nach wie vor erhebliche Gegenwinde dar
  • Der S&P 500 begann den Monat mit einer imposanten Rallye und legte zwischen Montag und Dienstag 5,7 % zu - die beste Performance an den ersten beiden Handelstagen eines vierten Quartals in der Geschichte. Der bisherige Rekord geht auf das Jahr 1990 zurück, als der Index an den ersten beiden Tagen 3,1 % zulegte und das Quartal mit einem Plus von 4,6 % beendete.

    S&P 500 Stundenchart

    Eine solche Entwicklung ist allerdings gar nicht so ungewöhnlich, wie es vielleicht klingt. Schaut man sich die 100 signifikantesten Tagesanstiege des S&P 500 seit 1928 an, könnte man meinen, dass die meisten davon in einem Bullenmarkt stattfanden, was aber tatsächlich nicht der Fall ist. Mehr als die Hälfte (58 %) fand in einem Bärenmarkt statt.

    Für diese massive Markterholung gibt es im Wesentlichen zwei Gründe:

    • Die am Montag veröffentlichten Daten zur Industrietätigkeit und die am Dienstag vorgelegten Beschäftigungsdaten in den Vereinigten Staaten lassen die Anleger hoffen, dass die Fed das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen und die Serie von Zinserhöhungen um 75 Basispunkte beenden könnte. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass wir vor einigen Monaten eine ähnliche Rallye erlebt haben, als die Inflationsdaten günstiger als erwartet ausfielen und die Aktienmärkte kräftig zulegten. Dennoch änderte die Fed ihre Strategie bei dieser Gelegenheit nicht.
    • Die Ergebnisse der ersten Wahlrunde in Brasilien, einem der größten Rohstoffexporteure der Welt, mündeten in einer Stichwahl. Das knappe Rennen zwischen dem ehemaligen Präsidenten Lula und Präsident Bolsonaro deutet auf moderatere wirtschaftliche Positionen auf beiden Seiten hin - vor allem aber bei Lula, dem Spitzenkandidaten der Linken, der eine eher sozialistische Wirtschaftspolitik vertritt. Europäische und nordamerikanische Unternehmen, die stark in Brasilien engagiert sind, profitieren von diesem Trend.

    Außerdem büßte der S&P 500 im September -9,34 % ein. Abgesehen von 2008 haben sich die Aktienmärkte fast immer, wenn sie im September -7 % oder mehr verloren haben, im Oktober erholt:

    • Jahr 1974: (-11,9 %): +16,3 %:
    • Jahr 1986: (-8,5 %): +5,5 %:
    • Jahr 2001: (-8,2 %): +1,8 %:
    • Jahr 2002: (-11 %): +8,6 %:
    • Jahr 2008: (-9,1 %): -16,9 %:
    • Jahr 2011: (-7,2 %): +10,8 %:
    • Jahr 2022: (-8 %): ???

    Der gegenwärtige Bärenmarkt stellt die längste Periode dieser Art seit 2007-2009 dar. Die durchschnittliche Dauer eines Bärenmarktes in den letzten 82 Jahren beträgt 14 Monate. Nur einen Monat dauerte beispielsweise die Baisse im Jahr 2020 und 31 Monate im Zeitraum 2000-2002.

    Ich persönlich kann mir nur schwer vorstellen, dass diese Phase nun vorbei sein soll. Für diese Annahme gibt es vier Gründe:

    1. Die Zentralbanken werden die Leitzinsen weiter anheben. Es ist unwahrscheinlich, dass die jüngsten Daten die Fed von einer weiteren kräftigen Zinserhöhung im November abhalten werden. Die Präsidentin der Federal Reserve Bank von San Francisco, Mary Daly, sagte diese Woche, dass sie die Messlatte für eine Drosselung des Zinserhöhungstempos hoch ansetzt.
    2. Der Markt erwartet, dass das Gewinnwachstum des S&P 500 im dritten Quartal "nur" 3,2 % betragen wird. Sollte dies der Fall sein, wäre es die niedrigste Wachstumsrate seit dem 3. Quartal 2020.
    3. Der Winter steht vor der Tür, und Europa steht noch immer vor der Frage, wie es mit dem Wegfall der russischen Gaslieferungen, den Beschränkungen und anderen Problemen umgehen soll.
    4. Auch die jüngsten Makrodaten in Europa waren nicht besonders gut:

    Zu guter Letzt ein positiver Aspekt: Wir befinden uns im Oktober, einem Monat, der in der Regel 36 % volatiler ist als der Durchschnitt der anderen 11 Monate des Jahres. Der VIX-Volatilitätsindex ist derzeit stabil und kommt seinen bisherigen Jahreshöchstständen nicht einmal annähernd nahe.

    Offenlegung: Der Autor ist derzeit in keinen der in diesem Artikel erwähnten Anlagen investiert.

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