Schön hätte es für die SNB am Donnerstag werden können, wenn nicht die EZB letzte Woche getagt hätte. Die Schweizer Wirtschaft brummt, der Franken ist deutlich schwächer als noch vor ein oder zwei Jahren und die Arbeitslosenquoten fallen Monat für Monat. Die Inflationsrate liegt mit 1% nun wieder nahe dem langfristigen Durchschnitt und dürfte in den nächsten Monaten aufgrund der Frankenschwäche und der Ölpreisstärke weiter ansteigen. Unterstützt von internationalen sportlichen Grossereignissen, deren Gewinne grossteils in der Schweiz verbucht werden, könnte das Bruttoinlandsprodukt erstmals seit 2014 wieder ähnlich hoch wie in der Währungsunion liegen. Es zeigt sich mithin ein ökonomischer Datenkranz, der für die Schweizer Geldpolitik günstiger kaum sein könnte; ein ideales Umfeld für eine langsame Annäherung an höhere Zinsniveaus.
Nun kann die SNB ihre Zinsentscheide leider nicht fällen ohne Rücksicht auf den Wechselkurs zu nehmen. Damit muss sie das internationale Umfeld und die Zinsdifferenzen zu den wichtigen Schweizer Handelspartnern mit berücksichtigen. Und schon sieht ihr Kalkül anders aus: Sowohl im Süden mit Italien als auch im Norden mit Deutschland grenzt die Schweiz an Länder an, deren Innenpolitik recht unvorhersehbar und fragil erscheint. Da der Franken anders als noch vor zwei Jahren nicht mehr klar überbewertet ist, liegt die Flucht in den Franken in möglichen Krisenzeiten nahe. Die bereits jetzt minimalen Zinsunterschiede zwischen den Währungsräumen werden dies kaum aufhalten.
Die Entscheidung der EZB ihre Anleihekäufe zum Jahresende auslaufen zu lassen, hätte eigentlich den Handlungsspielraum der SNB vergrössern sollen. Das Gegenteil war aber der Fall. Durch die Ankündigung der EZB ihre Leitzinsen mindestens bis in den Sommer 2019 konstant zu halten, hat sie jegliche Zinserhöhungsphantasien zunächst einmal begraben. Wer weiss schon genau, wie sich die Konjunktur in einem Jahr entwickelt. Zudem hat Draghi bestärkt, dass Anleihekäufe nun ein normales Instrument der Notenbank sein. Das klang früher noch anders. Da wurden sie zu den nicht-standard Instrumenten oder unkonventionellen Massnahmen gezählt. Mit der neuen Einschätzung werden der auch von uns erwartete Anstieg der Laufzeitenprämien bei Anleihen begrenzt und die Zinsdifferenzen zu Schweizer Anleihen niedrig bleiben.
Der Handlungsspielraum der SNB ist folglich begrenzt. Präsident Jordan wird daher am Donnerstag auf die Erfolge seiner Politik verweisen können, aber bestätigen müssen, dass die Negativzinsen und die Bereitschaft am Devisenmarkt zu intervenieren, die wichtigen Pfeiler der SNB-Geldpolitik bleiben. Dabei ist es durchaus möglich, dass die Inflationsraten in der Schweiz diejenigen im Eurowährungsgebiet im nächsten Jahr mal übersteigen. Die Realzinsen würden dadurch in der Schweiz nach stärker fallen. Die Wirtschaft mag sich freuen, aber Zinswenden sehen anders aus.