Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1367 (08:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1356 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112,18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127,51. EUR-CHF oszilliert bei 1,13672.
Die EZB bleibt auch nach der gestrigen Zinsentscheidung auf Kurs. So sind die Zinsen konstant belassen worden und auch keine Änderung am Abbau des Anleihekaufkaufprogramm beschlossen worden. Einen Erkenntnisgewinn brachte jedoch die EZB-Pressekonferenz. Auf dieser beschrieb EZB-Präsident Draghi das Chance-/Risikoverhältnis für das Wachstum der Eurozone weiter als insgesamt ausgewogen, ging im Folgenden aber hauptsächlich auf die Risiken ein. Die EZB sieht in der derzeitigen Entwicklung ein schwächeres Momentum aber keine Rezessionsgefahr.
Folgerichtig rechnet sie mit einer langsameren wirtschaftlichen Entwicklung. Damit tätigt sie den ersten verbalen Schritt, um die geplanten Zinserhöhungen ab dem Sommer 2019 gegebenenfalls auf den Beginn des Jahres 2020 zu schieben. Dies würde sie mit erhöhten Risiken für das Wachstum der Eurozone erklären. Sollte sich der Handelskrieg ausweiten, käme dieser Schritt mit den neuen EZB-Prognosen im Dezember.
Einen Handelskrieg zu vermeiden, bemüht sich die chinesische Regierung. Diese soll im Vorgang auf das Treffen zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und US-Präsident Trump staatliche Ölunternehmen angewiesen haben, kein iranisches Öl zu kaufen. Die Maßnahme sei vorläufig und eine Verlängerung hänge vom Ergebnis der Handelsgespräche mit den USA ab.
Wir sehen, dass China damit Verhandlungsmasse aufbaut und gewillt ist, mit den USA zu einer Einigung zu kommen. Zugleich zeigt das Land aber auch, dass es im Notfall bereit ist, kleinere Partner fallen zu lassen, um seine Interessen zu schützen.
Dies wird auch den Aufbaupartnern der Seidenstraße nicht verborgen bleiben. Der einhergehende Reputationsverlust und auch ein eventuelles Nachgeben der chinesischen Regierung vor den USA, könnte aber der Langfristplanung Chinas mehr zu Gute kommen, als eine Verschärfung des Handelskonfliktes. China ist sicherlich besser in der Lage mit Druck umzugehen als die USA dies könnten.
Letztere sind es nicht gewohnt, in der schwächeren Position zu sein. Dies ist aber eines von mehreren Anzeichen, dass China bis zu einem gewissen Schmerzpunkt bereit ist, den USA nachzugeben und dem römischen Philosophen Tacitus zu folgen: He that fights and runs away, may turn and fight another day!
Sollte China einknicken, würde die erste Runde an die USA geben. Weitere werden folgen. Die Märkte würden einen solchen Ausgang aber goutieren.
An diesen ist die Stimmung erheblich schlechter, als die Frühindikatoren dies zurzeit hergeben, wenngleich diese auch Warnzeichen geben. So fielen die von der CESifo-Gruppe ermittelten ifo-Geschäftserwartungen in der jüngsten Umfrage unter die 100 Punktemarke mit 99,80. Insbesondere sind die Erwartungen im verarbeitenden Gewerbe merklich zurückgegangen.
Die aktuelle Lage ist hingegen von 106,4 nur auf 105,9 Punkte gefallen. Auch das Konsumentenvertrauen in Deutschland und Frankreich ist weiter hoch. Das GfK-Konsumentenvertrauen verbleibt auf einem Punktestand von 10,6 Punkten, die Analysten hatten mit einem Rückgang auf 10,5 Punkte gerechnet. In Frankreich stieg das Konsumentenvertrauen von 94 auf 95 Punkte an.
Es wird deutlich, dass der von den Märkten aufgezeigte negative Ausblick bisher nicht in der Realwirtschaft zu sehen ist. Sobald sich die Entwicklung im Handelsstreit und in Italien zum Positiven wenden, werden auch die Cashflows der Unternehmen wieder anders diskontiert. Im Falle einer Verschärfung des Konfliktes werden auch die US-Märkte stärker leiden. Da der Konjunkturzyklus der USA stark von der Bewertung seiner Märkte abhängt, wird es auch hier zu Bremsspuren kommen. Damit bleibt nur das Ob, aber nicht das Wann zu einer Einigung im Handelsstreit offen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreitend er Unterstützung bei 1.1290 - 1.1320 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
© Christian Buntrock
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