emden-research.com / 12.12.2018 - 11:55 Uhr: Auch zur Wochenmitte geht es für den Dax zunächst stramm aufwärts, nachdem er bereits am Vortag deutlich Boden gut machen konnte. Die Gegenbewegung läuft und Anleger hoffen vor diesem Hintergrund auf eine nachhaltige Erholung.
Die Chancen stehen gar nicht so schlecht. Technisch lag mit dem jüngsten Zweijahrestief, bedingt durch das fulminante Korrekturausmaß, eine massiv überverkaufte Marktlage vor. Damit meldeten sich erste Investoren zurück, die die derzeitigen Preisniveaus unter einem langfristigen Anlagehorizont als attraktive Einstiegschance einschätzen. Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer, sprich Trader spekulieren wiederum auf eine zumindest technische Aufwärtskonsolidierung innerhalb des Abwärtstrends und für Investoren, die auf weiter fallende Kurse gesetzt hatten, gilt es nun ihre Short-Positionen einzudecken, was die derzeitige Klettertour nochmals forciert.
Als übergeordneter Kurstreiber fungieren Entspannungssignale im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Der Zollstreit zwischen den zwei weltweit größten Volkswirtschaften gilt als maßgeblicher Belastungsfaktor für die zuletzt arg unter die Räder gekommenen Aktienmärkte. So ist die kürzlich in Kanada verhaftete Finanzchefin der chinesischen Technologiekonzerns Huawei zumindest auf Kautionsbasis wieder auf freiem Fuß. Zudem scheinen die telefonischen Verhandlungen zwischen beiden Seiten Fortschritte zu machen. Demnach plant nun China die Zölle auf US-Automobilimporte signifikant zu senken sowie, nach Aussagen Donald Trumps, den Kauf "enormer Mengen" an US-Sojabohnen. In diesem Kontext seien weitere Treffen zwischen amerikanischen und chinesischen Repräsentanten aussichtsreich.
Entsprechend positiv fallen die Vorgaben aus dem fernen Osten aus. Japan, China und Korea schlossen in der Hoffnung auf eine baldige Beilegung des Handelsstreits hinter durchweg positiven Vorzeichen. In diesem Windschatten kann auch der Dax deutlich zulegen und nimmt am späten Nachmittag die Marke von 10.900 Punkten ins Visier. Wie nachhaltig die momentan zu beobachtenden Kursgewinne ausfallen, wird sich zeigen. Zuletzt wurden die Hochs sämtlicher Gegenbewegungen relativ zeitnah wieder abverkauft, um in der Folge neuerliche Tiefs anzusteuern.
Denn in der alten Welt sind die geopolitischen Rahmenbedingungen weiterhin von von erheblicher Unsicherheit geprägt: noch keiner der Brandherde wurde hierzulande gelöscht, im Gegenteil. So lässt es Italien auf eine Eskalation des Budgetstreits mit Brüssel ankommen. Die Neuverschuldung seines Haushaltes will der Mittelmeeranrainer lediglich um 0,3 Prozent von 2,4 auf 2,1 Prozent senken. Kaum vorstellbar, dass sich die EU-Kommission damit abfinden wird. Die englische Premierministerin May sieht sich derweil, angesichts massiven parlamentarischen Widerstandes gegen ihren Brexit-Entwurf, mit einem Misstrauensantrag konfrontiert. Im Falle einer Niederlage stünde der für Ende März geplante und vor allem geordnete Ausstieg aus der Europäischen Union zur Disposition.