In den Augen der Welt kann es für die Saudis nicht besser laufen, jetzt, als Russland sie bei den Produktionssenkungen unterstützt und die USA bei Erhöhungen der Fördermenge zusammenarbeiten wollen.
Aber Eingeweihte sagen schon jetzt, dass eine solche Traumkonstellation nicht von langer Dauer sein kann, da letztlich einer der Partner sich so stark über das Königreich ärgern wird, dass er bereit ist, dessen beste Pläne scheitern zu lassen.
Seit mittlerweile fünf Monaten spielt Russland den großen Bruder von Riad, als es sein Gewicht als größter Ölproduzent der Welt neben den USA hinter die OPEC und deren Produktionssenkungen stellte.
Auf den OPEC-Treffen zeigte sich der russische Energieminister Alexander Novak an der Seite seines saudischen Kollegen Khalid al-Falih, während Präsident Vladimir Putin den Kronprinz Mohamed bin Salman mit Handschlag begrüßte und damit eine Botschaft der Einheit an die Ölmärkte abgab, dass die beiden Ölgiganten alles in ihrer Macht stehende tun werden, um den Einbruch der Ölpreise in 2018 vergessen zu machen.
Eine wesentlich geringere Rolle bei den Arabern spielte diesmal US-Präsident Donald Trump. Trotz der historischen diplomatischen Allianz (DE:ALVG) zwischen den USA und den Saudis und der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Herrscherfamilien beider Länder, schien Trump seit Ende letzten Jahres aus der Sicht der Saudis eher eine Schurkenrolle zu spielen, nachdem er das Königreich über die erste Runde der Ölsanktionen gegen den Iran hinters Licht geführt und damit einen Absturz der Ölpreise ausgelöst hatte.
In dieser Woche allerdings waren die Beziehungen der Vereinigten Staaten und ihres Präsidenten mit den Saudis wieder da, wo sie ursprünglich standen, nachdem Washington entschieden hatte, dem Iran jegliche Ölexporte zu verwehren.
Neustart mit den USA macht die Zusammenarbeit mit Moskau komplizierter
Chart von TradingView
Allerdings dürfte die Rückkehr der alten Harmonie in den Ölbeziehungen zwischen den USA und den Saudis Riads eigene Vereinbarungen mit Moskau komplizierter gestalten. Das liegt daran, dass die Saudis die Russen in den vergangenen fünf Monaten quasi gezwungen haben, ihre Produktion zu beschränken, sogar nachdem der Preis der US-Leitsorte West Texas Intermediate um mehr als 40% hochgeschossen war.
Der saudische Energieminister Falih sagte in dieser Woche, dass Königreich werde die Versorgung mit Öl nach Ende der Ausnahmen von den US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte sicherstellen. Trotz dieses Versprechens wird erwartet, dass die Saudis weiter an engen Förderquoten für die OPEC festhalten werden, da sie befürchten, dass die Hedgefonds, die die Ölpreise seit Dezember in die Höhe geboten haben, diese mit dem gleichen Tempo wieder abstürzen lassen dürften, sollte es auch nur entfernte Anzeichen auf eine Überversorgung geben.
Diese saudische Doppelstrategie, einerseits den Anschein zu geben, Trumps Wunsch auf tiefere Ölpreise zu folgen und andererseits die Russen so lang wie möglich von Produktionserhöhungen abzuhalten, auf lange Sicht nicht zu halten sein. Der Chef von Russlands Staatsfonds Kirill Dmitriev und der Kopf vom Ölgiganten Rosneft Igor Sechin haben Putin in den letzten Monaten gewarnt, dass die Produktionssenkungen ihr Land Marktanteile an die USA verlieren lassen. Die russischen Oligarchen machen sich offen für eine höhere Ölproduktion stark, um gesunden Wettbewerb anzureizen. Während die Saudis einen Ölpreise von mindestens 75 USD das Fass oder idealerweise eher nahe 85 USD brauchen, um ihren Staatshaushalt abdecken zu können, sind die Russen schon bei der Hälfte dieses Preises im grünen Bereich.
Russland könnte auf schnellere Produktionssteigerungen drängen als die Saudis
Dann gibt es noch die Frage, was Russlands Einstellung zur OPEC ist, jetzt da Trump wieder zurück im Geschäft ist, die Saudis zu bedrängen, seinen Wünschen zu folgen, und Riad spielt mit—oder gibt zumindest den Anschein. Putin mag großzügig genug gegenüber Kronprinz MbS eingestellt sein, um all dies zu tolerieren. Aber die Notwendigkeit mehr russisches Öl an den Markt zu bringen, mag für ihn letztlich die höhere Priorität haben.
Trump könnte auch seine Geduld mit der OPEC verlieren, wenn die Ölpreise in den kommenden Monaten nicht eindeutig zu fallen beginnen. Als er seinen Plan, die iranischen Ölexporte auf null zu drücken umsetzt, erwartet er, dass die OPEC+-Mitglieder, zu denen auch Russland gehört, ihre Produktionssenkungen rasch aufzuheben, sowie die verlorene Produktion aus dem Iran und anderen Herkunftsländern wie Venezuela und Libyen zu ersetzen werden.
Der Präsident brauch billigere Treibstoffpreise für seine Wiederwahl in 2020. Aber Riad macht keine derartigen Versprechen. Und wenn er nicht bekommt was er will, könnte einen vergrätzten US-Präsidenten wieder ungewöhnliche Wege einschlagen lassen, um die Ölrallye zum Entgleisen zu bringen, was die Saudis vor neue Probleme stellen würde.
Die Schweizer Ölmarktberatung Petromatrix schnitt diese Themen in einer Mitteilung vom Dienstag an, in der sie meinte, dass Saudi-Arabien und sein Hauptverbündeter in der OPEC, die Vereinigten Arabischen Emirate, es zugelassen haben, dass die Politik die Handhabung der Produktionsmengen bestimmt.
Saudis können nicht alles haben
Petromatrix wörtlich:
“Aus unserer Sicht wird die Tatsache, dass Saudi-Arabien und die VAE eine explizite Kollaboration mit den USA eingegangen sind, um die iranischen Ölexporte auf null zu drücken, die Koordination schwieriger machen und die Chancen erhöhen, dass die OPEC+ zu einem jeder für sich bei der Ölproduktion zurückkehrt.”
“Saudi-Arabien ist nun in der schwierigen Position, eine Allianz mit Russland zur Reduktion des Ölangebots zu haben und eine Allianz mit den USA, um das Angebot zu erhöhen. Sie können nicht allzu lange beides haben.”
Und dann gibt es noch China, das wenig begeistert ist, von einer zusehends gierigen OPEC für seine Ölversorgung abzuhängen.
Von den acht Ländern, denen Washington letztes Jahr Ausnahmegenehmigungen von den Sanktionen gegen iranisches Öl erteilte, war China das wichtigste, als es fast die Hälfte von Teherans geschätzten Lieferungen von rund einer Million Fass am Tag gekauft hat.
Angesichts der mühevollen Anstrengungen von Trumps Administration ein Handelsabkommen mit Peking hinzubekommen, könnte die Sanktionsverschärfung gegen den Iran und deren Folge für die Treibstoffpreise in China zu keinem schlechteren Zeitpunkt gekommen sein.
Der Sprecher des Außenministeriums Geng Shuang ging mit Trumps Entscheidung zum Iran hart ins Gericht und sagte, dass “China konsistent unilaterale Sanktionen der USA ablehnt”.
Petromatrix sagt voraus, dass China der Trump-Administration trotzen und weiter Öl vom Iran kaufen wird. Sie schätzt, dass Teheran dann immer noch in der Lage sein wird, durchschnittlich rund 700.000 Fass Öl am Tag zu exportieren—weit mehr als die Null, wie sie sich Trump wünscht.
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