Irgendwann muss jeder Anleger Verluste an den Rohstoffmärkten hinnehmen. Selbst die respekteinflößende Goldman Sachs (NYSE:GS) muss angesichts der anhaltend schlechten Performance im Rohstoffhandel zu Kreuze kriechen. Die legendäre Investitionsbank musste in Q2 nach einer schlechten Wette auf Erdgaspreise einen Verlust von 100 Mio. US-Dollar verbuchen. Andere Rohstoffinvestitionen waren nicht viel erfolgreicher und sorgten für das schlechteste Quartalsergebnis in 73 Zeiträumen. Als Folge dieser Fehlschläge implementiert Goldman Sachs nun einige Veränderungen, die hilfreiche Lektionen für andere Organisationen und Privatanleger bieten.
Bloomberg berichtet, dass Goldman die Probleme seiner Rohstoffabteilung darauf zurückführt, dass während einer Kostensenkungsphase obere und leitende Führungsebene nicht mit neuen Talenten besetzt worden war. Dieser Theorie zufolge benötigt die 180 Mann starke Mannschaft außergewöhnlich begabte Investoren. Diese Argumentation hat jedoch einen Fehler. Die zahlreichen Händler und Analysten, die gegenwärtig von der Abteilung beschäftigt werden, verfügen ebenfalls über Erfahrung und Fähigkeiten. Schließlich wurden sie von Goldman Sachs angestellt. Darüber hinaus gibt es auch das Argument, dass es so etwas wie außerordentliche Anleger gar nicht gibt, egal wie sehr die Branche daran glauben möchte.
Der berühmte Verhaltensforscher und Nobelpreisträger für Wirtschaft Daniel Kahneman belegte, dass das Konzept einer natürlichen Begabung in Investitionen fehlerhaft ist. Zwar können bestimmte Charaktereigenschaften wie „emotionale Disziplin“ oder Bescheidenheit förderlich sein, dennoch gibt es für einen Arbeitgeber so gut wie keine Möglichkeit, einen besonders talentierten Anleger auszumachen. (Mehr zu Kahnemans Theorien über den menschlichen Verstand, Intuition und Logik finden Sie in seinem herausragenden Werk „Schnelles Denken, langsames Denken“). Dieser Argumentation zufolge kann Goldman nicht einfach außergewöhnlich talentierte Anleger anheuern.
Anleger können ihre Gewinnchancen jedoch mithilfe von zwei Maßnahmen verbessern. Die erste ist Recherche und die zweite ist die korrekte Analyse der Ergebnisse dieser Recherche. Der Besitz richtiger Informationen und die richtige Auswertung dieser Informationen sind von entscheidender Bedeutung. Laut Bloomberg hofft Goldman, seine Beziehungen zu „über 1.500 Kunden im Rohstoffbereich“ zu seinem Vorteil nutzen zu können. Diese Kunden sind eine hervorragende Informationsquelle, die Händlern dabei helfen könnte, diese Informationen richtig zu bewerten. Es ist auch ein guter Weg, die Größe und den Einfluss von Goldman Sachs zu nutzen, um von Informationen zu profitieren. Goldman will also sein Netzwerk aus fachkundigen Kunden nutzen, um die bestmöglichen Informationen zu erhalten und sich womöglich auch bei der Auswertung dieser Informationen helfen zu lassen.
Zahlreiche Rohstoffhändler sind gleichzeitig in der Branche beschäftigt. Ob es sich um Landwirte handelt, die ihre Ernte absichern, oder Ölhändler, die ihr Branchenwissen zu ihrem Vorteil nutzen – hilfreiche Informationen und die Fähigkeit, diese richtig zu analysieren, sind die Schlüssel zu erfolgreichen Investitionen. Das gilt insbesondere für Rohstoffe. Investieren ohne Informationen ist nichts weiter als Glücksspiel und dafür sollten Sie eher nach Monte Carlo, Macau oder nach Las Vegas gehen.
Anmerkungen zu Öl:
Gegen Ende des Sommers herrscht an den Märkten für gewöhnlich Ruhe. Ereignisse in der vergangenen Woche – ein kleinerer Ölaustritt in den Anlagen Kuwaits am Persischen Golf, Benzinpreisanstieg in Teilen der USA infolge der Sonnenfinsternis und des damit verbundenen erhöhten Reiseaufkommens, niedrigere Anzahl aktiver Bohrtürme in den USA und die Bekanntgabe von Rosneft zum Kauf einer großen Raffinerie in Indien – führten weder zu bedeutsamen Ölpreisbewegungen Kursbewegungen internationaler Ölgesellschaften. Doch schon bald dürften die Märkte zu ihrer üblichen Geschäftigkeit zurückfinden.